Vom Ruhrpott auf die Bühnen der Welt

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In seinem autobiographischen Werk „Der Lärm des Lebens“ erzählt der Schauspieler und Drehbuchautor Jörg Hartmann, bekannt als depressiv verstimmter und cholerischer Tatort-Kommissar Faber, seine und die Geschichte seiner Familie. Beeindruckend aber ohne viel Aufhebens gewährt uns Hartmann einen Einblick in das Leben im Ruhrpott der 70er Jahre, berichtet von seinen gehörlosen Großeltern, die fast dem Nazi-Regime zum Opfer gefallen wären, da sie „bei Adolf auf der Liste“ standen, von seiner fast zärtlichen Beziehung zu seinem an Demenz erkrankten Vater, einer handballspielenden Ruhrpottgröße, seiner Mutter mit der Frittenbude oder, jetzt Familienvater in Berlin, der Sorge um seine Kinder. Im Gegensatz dazu fast schon komisch muten die Erzählungen über seine Schauspielausbildung in Stuttgart und den Wunsch nach dem großen (Schau-)Spiel an, welches bestenfalls nicht in der abtrünnigen Provinz stattfinden soll und den Beginn seiner Schauspielkarriere an der großen Berliner Schaubühne.
Die Lebensgeschichte von Jörg Hartmann bezieht sich auch immer spannend auf tagesaktuelle und tagespolitische Begebenheiten, wie den Fall der Berliner Mauer, die Sorge vor Anschlägen während eines Gastspiels in Frankreich oder die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kunst, Gesellschaft und die eigene Familie. Hartmann gewährt uns hier einen tiefen und ehrlichen Einblick in seine Gefühls- und Gedankenwelt, und macht sich im Gegensatz zu seiner Faber-Figur sehr als Sohn, Vater und Mensch sehr nahbar.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, findet es doch gekonnt die Balance zwischen Ernst und Komik. Lediglich das Buch-Cover spricht mich sowohl bzgl. des Motivs als auch der Farbgebung nicht an.