Der Tragödie zweiter Teil

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bavaria123 Avatar

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"Der goldene Herbst 1518 neigt sich dem Ende. Sechs Jahre sind vergangen, seitdem der berühmte Magier Johann Georg Faustus aus Nürnberg geflohen ist. Sein Ruhm ist gewachsen, selbst an den Höfen von Herzögen, Grafen und Bischöfen sucht man seinen Rat. So als würde der Herrgott – oder sein böser Gegenspieler? – eine schützende Hand über ihn halten. Gemeinsam mit seinem neuen Gefährten Karl Wagner und der jungen Gauklerin Greta, seiner Ziehtochter,reist er als Quacksalber und Astrologe durch die Lande. Doch Johann spürt, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Sein Erzfeind Tonio ist noch nicht besiegt. Tief im Inneren weiß Johann, dass das Böse zurückkehren und erneut seine Hand nach ihm ausstrecken wird ..."

Die 1808 veröffentlichte Tragödie "Faust" von J.W. v. Goethe gilt als das bedeutendste und meistzitierte Werk der deutschen Literatur.
Ich finde die Idee des Autoren Oliver Pötzsch absolut interessant, diesem Faust eine Trilogie zu widmen.

Den Vorgängerband "Der Spielmann" habe ich nicht gelesen. Nach dem Ende dieses Buches und vor dem Erscheinen des dritten Bandes wird sich das aber definitiv ändern.

Doch jetzt mal ganz der Reihe nach.

Das Cover weist ganz deutlich darauf hin, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Und das ist in der Regel absolut mein Genre, zumal, wenn es nicht nur um fiktive Personen und Schauplätze geht.
Und Schauplätze gibt es in diesem Buch so einige. Über Bamberg und den Pfälzer Wald geht es ins Elsass, Lothringen und gar bis nach Rom, wohin ja bekanntlich alle Wege führen. Diese Orte und Gebiete werden vom Autor so bildlich beschrieben, dass ich mich wirklich vor den Kathedralen, Stadtmauern und Schlössern hab stehen sehen.

Die Personen sind ebenso lebhaft geschaffen, dass sie dann letztlich im Gedanken genau neben mir stehen. Da ist natürlich allen voran der Johann Georg Faustus. Der "Glückliche" , der charmante, intelligente und doch schlitzohrige Astrologe, Zauberer, Alchemist oder Quacksalber.
Aber auch historische Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci, König Franz I von Frankreich und Papst Leo X finden sich wieder. Ich als Geschichtsfan kann da nur sagen, dass der Autor hier sehr gut recherchiert hat und somit ein großes Lesevergnügen bereitet.

Vor einem Buch mit etwa 800 Seiten habe ich erst einmal Respekt. Es muss mich wirklich möglichst schnell ansprechen und in seinen Bann ziehen. Das hat "Der Lehrmeister" tatsächlich rasant geschafft. Das liegt zum einen an dem wirklich spannenden Thema Faust und seine Welt, aber auch an den Einflechtungen von Gut und Böse, von Liebe und Freundschaft, von Vertrauen und Verrat. Und das eben eingebettet in die wirklichen historischen Begebenheiten. Man hätte vielleicht ein paar Anekdoten ein wenig straffen können, aber bei mir kam nicht einmal Langeweile auf. Und sicher ist es nicht 1:1 Goethes Faust...aber das muss auch gar nicht sein.

Im Vorsatz des Buches findet man eine Karte mit den wichtigen Handlungsorten zwischen dem heutigen Deutschland und Frankreich bis hin zu Norditalien. Im Nachsatz kann man die Stadt Rom sehen. Das ist toll und rundet das Buch ab.
Im Nachwort wird auf Goethes Faust II eingegangen. Ganz besonders interessant finde ich dann jedoch den "Reiseführer auf Fausts Spuren". Das ist schon fast ein Reisebericht, der mich die Koffer packen lässt.
Und ganz gelungen zum Abrunden sind dann die Bemerkungen bei "Faust für Besserwisser".

Mich hat das Buch absolut begeistert, ich konnte alles gut nachvollziehen, auch wenn ich den Vorgänger eben noch nicht kenne. Den werde ich aber nun lesen, denn ich denke, ein paar kleine Nuancen kann ich dann noch ein wenig besser nachvollziehen.

So bleibt mir nur eine absolute Leseempfehlung zu geben und mich auf weitere Erlebnisse des Johann Georg Faustus zu freuen.