Geniale Fortsetzung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
readerin Avatar

Von


Das Böse lässt Johann Georg Faustus nicht los. Der zweite Teil der Faustus Geschichte beginnt schon mal recht grausam. Papst Leo, dekadent und selbstherrlich "genießt" die fürchterlichen Torturen der Gefangenen in der Engelsburg. Was Faust noch nicht ahnt, erstrebt der Papst ebenso wie der Teufel die absolute Weltherrschaft. So gerät Johann, sowie seine Tochter Greta und sein langjähriger Gefährte Karl abermals in die Fänge Satans, der sich aber nie zu erkennen gibt.
Im ersten Teil war Faust noch eine sympathische Figur, die sich nun aber zusehends wandelt: Vom Guten zum Bösen ,das immer mehr von ihm Besitz ergreift. Auch in der Beziehung zu seiner geliebten Tocher Greta verspinnt er sich mehr und mehr in Lügen. Ein innerer Zwist, wobei Faust weiß, dass der Kampf schon vor langer Zeit verloren war. Als junger, ehrgeiziger Mann verkaufte er seine Seele an den Teufel.
Wieder äußerst fesselnd und vielschichtig beschreibt der Autor Personen, Orte , Landschaften und mittelalterliches Leben. Das Leben in der Reformationszeit war grausam, düster und von okkulten Ritualen und Mystik besetzt. Manche Szenen sind in einer Intesität und Bildhaftigkeit dargestellt , die emotional sehr berühren und höchst unheimlich und beunruhigend daherkommen. Oliver Pötzsch bringt faszinierende wissenschaftliche Errungenschaften in einer Zeit zwischen Glauben und Aberglauben in interesssanter Erzählweise nahe: erste Flugversuche , die menschliche Anatomie und ein Feuer, das die Welt für immer Verändern könnte. Hervorrragend und sicher sehr aufwendig recherchiert. Besonders gelungen fand ich die Episode mit Leonardo da Vinci, dessen Todestag sich heuer zum 500 sten mal jährt.
Die Fortsetzung ist gekonnt konstruiert. Dramatisch, fesselnd und schlüssig wie Johann Georg Faustus seinem Untergang entgegengeht.
Ein Roman, der mich so schnell nicht loslässt und ab und an wenn sich Krähen am Himmel sammeln, bleibt ein wenig Unbehagen :-)

Eine Aussage Fausts in diesem Finale ist damals wie heute gültig:
Der Mensch ist selbst verantwortlich ob in der Welt das Gute oder das Böse regiert, nicht Gott oder der Teufel..
Ach...einfach genial !