Christian von Aster – Der letzte Schattenschnitzer

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Inhalt:



Die Geschichte beginnt mit der Geburt von Jonas Mandelbrodt. Dieser kleine Junge scheint etwas ganz besonderes zu sein, so zumindest befindet es sein Schatten. Denn der ist, der uns die Geschichte zu Beginn erzählt.

Der Roman von Christian von Aster umfasst insgesamt 3 Teile und verschiedenste Sichtweisen, die versuchen der Geschichte zahlreiche Facetten zu geben. So erfahren wir neben der Sicht von Jonas Schatten und einer auktorialen Sicht auf Jonas, auch noch durch das »Alchemia Umbrarum« welche verschiedensten Aspekte von Aster in seinen Roman gebaut hat.

Die Grundsituation besteht in mehreren Handlungsplots. Zuerst beginnt der Schatten von Jonas Mandelbrodt seinen Heeren in die geheime Sprache der Schatten einzuweisen und verstößt damit gegen jahrhundertealte Regeln. Der Rat der Schatten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Gleichgewicht von Licht und Schatten, von Mensch und Schatten, zu bewahren ist davon nicht wirklich begeistert und beschließt nach wenigen Jahren Jonas umzubringen. Doch nicht nur Jonas steht auf ihrer Liste der Abnormalitäten, sondern auch Carmen Maria Dolores Hidalgo. Sie ist das Mädchen ohne Schatten und damit für die Welt zuallererst ein Wunder, doch für den Rat ein Wesen, dass auf Erden keinen Platz verdient.

Diese beiden Aspekte sind jedoch nur kleinere Probleme die den Rat beschäftigen und die Welt bedrohen. Denn ein alter Feind scheint wiedererwacht zu sein. George Ripley ist der letzte Schattenschnitzer der Welt gewesen und drohte Gottes Schöpfung in Frage zu stellen, indem er einen eigenständigen Schatten erweckte/erzeugte/erschuf, das Eidolon. Der Rat besiegte ihn zwar in einem fulminanten Kampf und verschlossen seinen Schatten tief in der Erde. Das Eidolon jedoch fanden sie nicht, dafür hatte es Ripley zu gut verborgen. Doch jetzt sind beide Schatten wieder freigelassen worden und eine unbekannte Macht unterstützt Ripley alte Mission mit allen Kräften. Sie beginnt die magischen Siegel zu zerstören, die die Welt der Schatten von der Menschenwelt trennt.

Und in diesem großen Kampf spielen Jonas Mandelbrodt, der von seinem Schatten die Geheimnisse des Schattenschnitzens erfährt, und das Mädchen ohne Schatten eine große Rolle. Sie ahnen nicht, welche Rolle dies sein wird und was sie dafür alles opfern müssen.

 

Meinung:

 

Die Leseprobe und auch die ersten etwa 75 Seiten von Christian von Aster sind extrem gut und spannend zu lesen. Auch wenn ich eine Weile brauchte, um mich in seinen Sprachstil einzufinden, war ich von seiner Idee mit den lebenden Schatten und seiner interessanten neuen Sicht auf die Geschehnisse der Welt begeistert. Ich freute mich immer mehr Geheimnisse zu erfahren und wurde dann ab etwa Seite 75 bitter enttäuscht. Die oben beschriebene Handlung tröpfelt vor sich hin und erhält durch andauernden Seitenwechsel der Figuren keine echte Spannung mehr. Die tolle Grundidee wird insgesamt nur wenig genutzt und in eine irgendwann viel zu göttliche Richtung gedrängt. Der Gipfel war dann aber für das Auftauchen von den Schatten der griechischen Titanen, die einfach nicht in die Handlung passen wollten. Die schlußendliche Auflösung der ganzen Situation ergab dann zuletzt nur eine unbefriedigende »Ja-war-doch-klar«-Reaktion meinerseits. Die Versuche des Autoren das offensichtliche zu verbergen sind zwar vorhanden, aber reichten nicht im Ansatz aus, um die Grundüberzeugung zu rauben.

Zuletzt würde ich gerne noch ein der Hauptfigur rumkritteln, da ich hier zwischenzeitlich echt verzweifelt bin. Jonas ist in den Situationen um die 10 Jahre alt und verhält sich dabei wie eine erwachsene Person. Von Aster beschreibt auch andauernd, dass Jonas kein Kind mehr ist etc., aber für mich hat sich erschlossen weswegen Jonas plötzlich so erwachsen sein müsste. Ein Kind, dass zwar als außergewöhnlich beschrieben wird und von Kindesbeinen an lernt, was Schatten in Jahrhunderten zusammengetragen, kann dennoch nicht solche Entwicklungen durchmachen. Ich fand diese Reifung von Jonas in einem solchen Maße nicht nachvollziehbar, dass mir auch das Lesevergnügen versagt blieb.

Ich muss sagen, dass ich wirklich sehr enttäuscht bin, was aus einer so interessanten Idee geworden ist! Schade, denn Christian von Aster kann schreiben und die Idee hatte enormes Potenzial. Deshalb noch 2 von 5.