Mein Schatten - dein Schatten

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savanna Avatar

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Wann macht man sich schon mal Gedanken um seinen Schatten? Beim lustigen Schattenspiel mit Kindern vielleicht? Wenn die Sonne im Zenit steht und er fast nicht zu sehen ist? Also eher selten...

Der deutsche Autor Christian von Aster jedoch rückt den Schatten ins rechte Licht, oder besser gesagt in den Mittelpunkt seiner Neuerscheinung "Der letzte Schattenschnitzer". Die Geschichte wird erzählt aus der Perspektive des Schattens von Jonas Mandelbrodt. Dieser Junge, der in unserer Welt mit autistischen Tendenzen beschrieben wird, lernt durch seinen eigenen Schatten von der sogenannten Schattenmagie. Die Gabe dazu hat er in sich, denn er hat schon als Kleinkind ohne Anleitung heraus gefunden, die Schatten seiner Kuscheltiere und Spielzeuge zu vertauschen.

Völlig anders ist die Beziehung des Mädchens mit Namen Carmen Maria Dolores Hidalgo zu ihrem Schatten, denn sie hat erstaunlicherweise gar keinen. Dies wird auch vom 'Rat der Schatten' bemerkt, der durch die schattenspezifischen Besonderheiten dieser beiden Kinder überaus beunruhigt reagiert. Das Verhältnis der Welt zur Schattenwelt droht mit dieser Generation zu kippen.

Auch wenn Kinder bzw. Jugendliche im Zentrum dieses Buches stehen, ist "Der letzte Schattenschnitzer" keinesfalls ein Jugendbuch. Die Schreibweise von Asters zeichnet sich durch eine sehr bildhafte Sprache und punktgenaue Wortwahl aus. Während das Thema diesen Titel dem Bereich der Fantasy einordnen lässt, ist die Schreibweise der anspruchsvollen Belletristik zuzuordnen. Es liest sich durch das gesamte Werk hinweg heraus, dass der Autor mit einem hohen Anspruch an sich selbst an die Realisierung dieser Idee heran gegangen ist. Und ich meine darüber hinaus auch einen hohen Anspruch an seine Leserschaft erahnt zu haben.

FAZIT: Die Einkategorisierung mit drei Sternen ergibt sich für mich wegen der grandiosen Idee, die volle fünf Sterne verdient hat, und der zum Teil verwirrenden Umsetzung, die passagenweise leider auch mal nur einen Stern erlaubt.

Insgesamt gute Unterhaltung für Leser, die mit kleineren Schwächen eines Buches locker umgehen können.