Mein Schatten ist sicherlich enttäuscht von mir

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suse9 Avatar

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Meine Rezensionen beginnen immer mit einer kurzen Inhaltsangabe des Buches. Wie soll ich aber eine schreiben, wenn sich mir der Inhalt nicht erschlossen hat? Sicherlich weiß ich, dass es um Jonas Mandelbrodt geht, der die seltene Fähigkeit besitzt, mit seinem Schatten zu kommunizieren, was ihn zu einer Art Auserwählten qualifiziert. Der Schatten lehrt ihn die Geheimnisse seiner Welt und verstößt somit gegen sämtliche Regeln, die der Rat der Schatten aufgestellt hat. Jonas´ Existenz bedroht das Gleichgewicht zwischen ihnen und der Menschheit. Das heißt, er muss sterben.

 

So weit ist es nicht schwer zu verstehen und die Idee einer Welt, in der Schatten denken und handeln könnten, fasziniert mich. Das war auch der Grund, warum ich zu diesem Buch griff, obwohl das Genre Fantasy mir nicht das liebste ist. Bereits beim Lesen der ersten Seiten köderte mich der Autor mit seiner außergewöhnlichen Sprache. Einige Sätze ließen mich sogar zum Stift greifen und sie niederschreiben. Leider schwand die Magie der ersten Abschnitte im Weiteren fast völlig. Je mehr über Gleichgewicht, Engel, Ältestenrat gesprochen wurde um so mehr langweilte mich das Thema, da ich einfach keinen Zugang fand. Das Tor zur Schattenwelt blieb mir verschlossen, die Charaktere blass, die Handlung verschwommen. Viele historische Personen und Ereignisse fanden Erwähnung. Einige davon waren mir bekannt, andere nicht. Jedoch verspürte ich, wie sonst eigentlich üblich bei mir, nicht die Lust, diese zu recherchieren, mehr darüber zu erfahren. Sie blieben für mich genauso fremd wie Jonas selbst. Hinzu kam, dass die ganzen Begriffe der Fantasywelt, die einem Fan sicherlich nicht unbekannt sein dürften, mir die  Lektüre noch zusätzlich erschwerten.

 

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich kein religiöser Mensch bin. Darum kann ich auch mit übersinnlichen Kräften, Limbus und Engeln nicht allzu viel anfangen, was nicht heißen soll, dass ich mich nicht gerne verzaubern lasse. Aber auch diese Entführung in eine fremde nicht greifbare Welt muss für mich nachvollziehbar und in sich schlüssig sein. Das vermisste ich im Roman „Der letzte Schattenschnitzer“ völlig. Auch wenn der Autor viele Sachen nicht nur einmal erklärte, wurden sie dadurch nicht greifbarer. Oft war ich kurz davor, das Buch vor seinem Schluss zuzuschlagen. Möglich, dass dadurch auch meine Aufmerksamkeit nachließ und mich die ein oder andere Erklärung nicht erreichte. Allein der letzte Satz des Romans belohnte mich dann doch noch für meine Geduld. Ich hätte mir mehr dieser wunderbaren Gedanken des Autors gewünscht.

 

Gerne gebe ich das Buch in dankbarere Hände, da der Roman sicherlich nicht schlecht ist, nur weil ich im Reich der Schatten nicht willkommen war.