späte Liebe

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kuddel Avatar

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Monsieur Haslinger, ein katholischer Priester im Ruhestand, lebt sehr zurückgezogen und bescheiden in Brüssel. Hin und wieder ist er noch als Seelsorger tätig, er liebt es sich um seine Pflanzen zu kümmern und hin und wieder mit seinem Freund eine Partie Schach zu spielen. Als die lebenslustige Madame Jansen, eine ehemalige Diplomatin, ins Nachbarhaus einzieht, erfährt Monsieur Haslingers Leben eine Wendung. Die Beiden können sich über ihre Balkone sehen und unterhalten. Zunächst beobachtet er sie fasziniert, schon bald unterhalten sie sich und verbringen Zeit miteinander. Das Kennenlernen ist geprägt von der gegenseitigen Sympathie und Fürsorge. Madame Jansen hegt keinerlei Berührungsängste, ist offen und genießt das Leben, sie lädt den neuen Freund auf eine gemeinsame Reise in ihr Ferienhaus am Meer ein. Haslinger hat immer zölibatär gelebt und scheut die Blicke und Meinung der Anderen, lässt sich aber auf das Abenteuer ein. Für Beide wird es eine besondere Zeit, für ihn hält das Leben noch ein `erstes Mal´ bereit, für sie ein `letztes Mal´.
Der Autor spinnt gekonnt französisches Lebensgefühl in den Roman ein und stellt sympathische Protagonisten und ernste Themen vor: Achtsamkeit, Lebensfreude, Zölibat, Seelsorge, Sterbehilfe, späte Liebe und ihre Körperlichkeit, sich selbst neu entdecken und kennenlernen.
Obwohl das Buch sehr kurz ist und vieles Wichtige gar nicht besonders breit ausgewalzt wird, entstanden bei mir sehr lebendige Bilder von den Protagonisten und die Themen brachten mich auch nach Beenden des Buches noch zum Nachdenken. Die Intensität der Gefühle und auch die Tragik am Ende sind berührend. Ab und an hätte ich mir ein paar Zeilen mehr gewünscht, aber schlussendlich war es so doch perfekt.
Ein Ja zum Leben und der Liebe und dass man altersunabhängig den Mut haben sollte, Gelegenheiten zu ergreifen, wenn sie sich bieten.