ein spannendes und atmosphärisches Thrillerdebüt

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mrs-lucky Avatar

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Der Thriller „Der Mädchenwald“ ist der Debütroman des britischen Schriftstellers Sam Lloyd und hat mich auf Anhieb begeistert.
Die 13-jährige Elissa nimmt an einem Schachturnier für junge Talente teil, als sie an helllichtem Tag in einen Lieferwagen gezerrt und entführt wird. Als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich angekettet in einem dunklen Kellerverlies wieder. Überraschenderweise bekommt sie dort Besuch von dem 12-jährigen Elijah, von dem sie sich Hilfe erhofft, der jedoch selbst Angst vor den Entführern zu haben scheint. Er sucht Elissa heimlich auf, da er in ihr eine mögliche Freundin sieht in seinem ansonsten einsamen Leben im Wald mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder, der ihm Angst einflößt. Doch obwohl Elijah oft einfach gestrickt wirkt, sich mit Handys nicht auskennt und vom Internet noch nie etwas gehört hat, durchschaut er Elissas Versuche, ihn auszutricksen und durch ihn eine Chance zu erhalten, ihren Peinigern zu entkommen oder Hilferufe abzusenden.
Der Leser, oder in meinem Fall Hörer, ahnt schnell, dass hier einiges nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Insbesondere der Handlungsstrang aus der Sicht Elijahs weist immer wieder Lücken und Ungereimtheiten auf.
Zwei weitere parallele Erzählstränge geben die Eindrücke Elissas wieder sowie der zuständigen Polizistin, für die aufgrund privater Probleme die Ermittlungen eine große Herausforderung darstellen. Die Sprache ist in den verschiedenen Handlungssträngen den Charakteren angepasst, im Hörbuch werden die Figuren von unterschiedlichen Sprechern verkörpern, was hilfreich ist, der zum Teil auch zeitlich verschachtelten Handlung zu folgen. Alle drei Sprecher machen ihre Sache sehr gut und tragen dazu bei, dass man beim Zuhören ab und an eine Gänsehaut verspürt.
Die Figuren erscheinen zum Teil sehr vage, was aber zum Aufbau der Geschichte passt, die mit verschiedenen Wahrnehmungen spielt und erst im Verlauf erkennen lässt, was hier tatsächlich passiert ist. Am wenigsten konnte ich mit der Figur der Polizistin warm werden, sie ist eher eine Randfigur, ihre persönliche Geschichte soll vermutlich ihre emotionale Nähe zu dem Fall erklären, wird aber sehr konstruiert und eher irritierend. Auch die Motivation hinter den Kriminalfällen wird nur beiläufig behandelt, was einerseits enttäuschend ist, andererseits aber vermutlich dem Alltag in der Ermittlungsarbeit entspricht.
Mich hat der Thriller von Anfang bis Ende gefesselt, ich werden mir den Namen des Autors auf jeden Fall merken und bin gespannt auf weitere seiner Bücher.