Wieder sehr emotional

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marialein Avatar

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Prometheus ist angesehener Arzt und forscht an einer neuen Therapie von Blasenkrebs. Die Ergebnisse seiner Studie sind vielversprechend und als sein engster Freund Jacob ebenfalls die Diagnose Blasenkrebs bekommt, erwartet sein gesamtes Umfeld von ihm, dass er ihn mit in die Studie aufnimmt und heilt. Doch wie Prometheus Namenvetter aus der antiken Sage übernimmt er sich mit seinen Ambitionen. Gerade in dem Versuch alles richtig zu machen, muss er schließlich vor seinem Schmerz, seinen Schuldgefühlen und vor der Justiz fliehen.

Es verschlägt ihn nach Dänemark, wo er von den beiden älteren Damen Helle und Aslaug auf ihrem Pferdehof aufgenommen wird. Es hilft ihm in seiner Situation zwar erst mal nicht weiter, aber immerhin hat er durch seine Arbeit mit den Pferden etwas Ablenkung und die beiden Frauen drängen ihn nicht, mehr preiszugeben als er bereit ist.

Mit dem Mauersegler hat sich Jasmin Schreiber wieder ein sehr emotionales Thema herausgesucht, bei dem ein Verlust irgendwie aufgearbeitet werden muss. Hier wird nichts beschönigt oder in Klischees verpackt, aber am Ende gelingt es der Autorin wieder einmal, dem Leser bei allem Leid auch ein Gefühl der Hoffnung zu vermitteln. Wenn auch das Setting ein ganz anderes ist als bei ihrem letzten Roman, Marianengraben, geht es letztendlich doch wieder um diese Erfahrung, dass der Verlust eines geliebten Menschen durch nichts wiedergutzumachen oder gar zu vergessen ist, aber man sein Leben trotzdem weiterleben kann, ja sogar muss.

Was mich beim Mauersegler nicht so sehr überzeugt hat, waren die zahlreichen, teilweise etwas zähen Dialoge rund um Jacobs Krankheit, die in Flashbacks wiedergegeben werden. Da war zwar der umgangssprachliche Ton recht überzeugend, aber mir fehlte ein bisschen die Emotion bei dem Ganzen. Der Schreibstil war meiner Meinung nach aber insgesamt sehr passend, auch wenn sich vielleicht nicht jeder mit Prometheus teilweise wirren Gedanken anfreunden kann, die hier eins zu eins wiedergegeben werden.

Das Ende der Geschichte hat mich hingegen wieder sehr berührt. Und da in der Geschichte auch kurz Paula aus dem letzten Roman auftritt, kann ich mir anhand der Protagonisten im Mauersegler vorstellen, in welche Richtung ein potentieller dritter Roman der Autorin gehen könnte. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, werden wir es wohl bald wieder mit einem sehr schmerzhaften Thema, das aber sicher genauso gut verarbeitet wird, zu tun haben!