Der Metzger geht fremd

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sylviemarie Avatar

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Willibald Adrian Metzger eilt seiner Liebsten zur Hilfe, die sich in einer Kuranstalt aufhält, in der ein Gast in einem Schwimmbecken ertrunken ist. Was liegt näher als den Restaurator zu Hilfe zu rufen, der sich schon einige Male als heldenhafter Retter in der Not bewährt hat und überdies auch noch der König ihres Herzens ist? Der Metzger verlässt also die beschauliche Behaglichkeit seiner Werkstätte und macht sich auf in die unwegsame Fremde um seiner geliebten Danjela Djurkovic zur Seite zu stehen.
Thomas Raab hat mit dem Metzger eine Figur erschaffen, die mittlerweile Kultstatus erlangt hat. Weit entfernt von einem imposanten Äußeren oder einem entsprechenden Gehabe beeindruckt er mit viel Herz und Verstand und einer gewissen Tolpatschigkeit. Er ist der absolute Antiheld, der schon als Kind ein Sonderling war und sich diese Eigenheit bewahrt hat. Er geht auf in seinem Beruf als Restaurator und ab und zu stolpert er über ein Verbrechen, das er dann genauso akribisch rekonstruiert wie seine Antiquitäten. Seine große Liebe Danjela ist ebenso wie er eine sehr bodenständige Frau, die im Leben steht, aber anders als der Metzger mit einer einer Extraportion Lebenslust und Temperament ausgestattet, die den ein wenig trägen Mann immer wieder mitreisst. Eine besonders liebenswerte Verbindung, weil lebensnah. Keine Modeltypen, keine Superhelden – einfache Menschen, mit Herz und Hausverstand, mit denen man sich identifizieren kann. Thomas Raab pflegt ausserdem einen ganz eigenen Sprachstil, der ihn wohltuend von der Masse abhebt. Man findet keine neudeutschen Modewörter in seinen Büchern, man findet keine seltsamen Wortfetzen, die nichts anderes sind als Lückenfüller. Es ist ein Vergnügen, den Metzger zu lesen – viel mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.