Geheimnisvolle Rosengeige

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Im Prolog findet sich der Leser in London von 1920 wieder. Die junge Helen Carter steht kurz vor ihrem großen Durchbruch als Violonistin. Unmittelbar vor einem ihrer entscheidenen Auftritte bekommt sie Besuch von einer alten Dame, die ihr etwas erzählt, dessen Inhalt dem Leser allerdings verborgen bleibt. Daraufhin verlässt Helen wie in Trance die Konzerthalle und wird in einen verhängnisvollen Unfall verwickelt.
Im ersten Kapitel wird die junge Witwe Lilly Kaiser vorgestellt, die einen Antiquitätenladen in Berlin führt. Es spielt im Jahr 2011. Von einem Unbekannten erhält sie eine Geige, in die eine Rose eingebrannt ist. Im Geigenkasten befindet sich zudem noch ein Notenblatt mit dem Titel "Der Mondscheingarten". Der Unbekannte sagt, dass sie die rechtmäßige Besitzerin ist, verlässt den Laden aber, ohne weitere Fragen zu beantworten. Lilly reist daraufhin zu ihrer besten Freundin Ellen nach London um mit ihrer Hilfe dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Auf dem Flug begegnet sie Gabriel Thornton, der eine Musikschule in London leitet. Sie sind sich auf Anhieb sympatisch, aber Lilly drängt das von sich, weil sie auch nach Jahren noch um ihren verstorbenen Mann trauert. So trennen sich ihre Wege, ohne die Möglichkeit Kontakt zueinander aufzunehmen. In London angekommen, nimmt sich Ellen ihrer an und bereitet ihr eine schöne Zeit auf ihrem Anwesen. Wie durch das Schicksal nehmen die beiden Frauen Kontakt zu eben der Musikschule auf, um nähreres über die Geige und ihre Besitzerin herauszufinden, und treffen dort Gabriel wieder, der sich als große Hilfe erweist und mehr Licht ins Dunkel bringt. Ellen und Lilly reisen schließlich nach Italien, da dort ein Freund von Ellen darauf spezialisiert ist, Antiquitäten aufgrund von Lackanalysen auf ihr Alter zu bestimmen. Zudem wird ein weiterer Bekannter beauftragt das Notenblatt nach einem Code zu untersuchen. Schließlich reisen die beiden Frauen zurück nach London, wo weitere Forschungen Verbindungen nach Sumatra ergeben haben, was Lilly schließlich dazu veranlasst, dort hinzureisen, um das Geheimnis vollstädnig zu lösen.
Gleichzeitig wird der Leser immer wieder nach Padang im Jahre 1902 entführt. Hier wird die Geschichte der jungen Rose Gallaway erzählt, eine aufstrebende Violonistin ihrer Zeit, die eine verhängnisvolle Bekanntschaft macht, die ihr gesamtes Leben verändern soll und das ihrer Nachkommen gleich mit. Auch Lilly Kaiser findet ihren Platz in der Geschichte, einen, den sie zu Beginn ihrer Forschung nicht zu erträumen wagt.

Die Autorin versteht es, mit Bildern zu arbeiten. Ist man selber bereits einmal in den Tropen gewesen, oder vielleicht sogar im tropischen Asien, werden durch ihren Erzählstil sofort Bilder erweckt und sogar Gerüche steigen einem aus dem Gedächtnis in die Nase. Es ist alles so farbenfroh und gefühlvoll erzählt, dass der Leser sich ohne weiteres in die Situationen einfinden kann. Die Zeitenwechsel sind in diesem Fall immer gut gewählt, so dass man nie das Gefühl hat, dass das nächste Kapitel nun langweilig wird, weil man so gerne wissen möchte, wie es in der jeweiligen Zeit weitergeht. Die Autorin wählt diese Schnitte geschickt. Corina Bomann nimmt sich Zeit, um die Personen mit Charakter zu füllen, auch die Nebenrollen der Geschichte bekommen ein Leben. Zudem erfährt der Leser etwas über die Geschichte und auch die heutige Lebensweise in Sumatra, zu der man im alltäglichen Leben eher keinen Zugang hat. Diese geschichtlichen Details sind jedoch hier sehr schön in die Geschichte eingewoben, so dass auch hier die Glaubhaftigkeit nicht verloren geht. Es hätte tatsächlich so passieren können, in den Wirren der Zeit.
Ich kann das Buch nur jedem weiterempfehlen, der kurzweilige Unterhaltung sucht, die jedoch nicht zu flach ist. Man erfährt Neues über fremde Kulturen, verbunden mit einer farbenfrohen Familiengeschichte, die jedoch nicht zu sehr vor Kitsch trieft. Für mich ein gelungener Roman, den ich sicher auch noch einmal lesen werde.