Wenn einem plötzlich ein Stück Geschichte gehört

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
jesssoul Avatar

Von

Antiquitätenhändlerin Lilly hat nach dem Tod ihres Mannes immer noch nicht zu sich zurückgefunden. Sie lebt vor sich hin, in ihrer Wohnung, in ihrem Laden, in ihrer Stadt, ohne wirklich "zu leben"...und das schon seit Jahren! Eines Tages betritt ein alter Mann ihren Laden und bringt eine wunderschöne alte Geige mit. Lilly versichert ihm von vornherein, dass sie das teure Stück nicht bezahlen kann, doch der Mann ist beharrlich und versichert ihr, dass die Geige ihr gehöre. Bevor Lilly den Mann fragen kann, wieso weshalb und warum die Geige ihr gehört, ist er schnurstraks aus dem Laden verschwunden und weit und breit keine Spur von ihm. Der einzige Hinweis der ihr bleibt, ist ein Notenblatt im Futter des Geigenkastens, auf das er sie vorher noch hingewiesen hat. Auf diesem Blatt ist ein Musikstück niedergeschrieben: Der Mondscheingarten.
Wie der Zufall (oder vielleicht das Schicksal) es will, ist ihre beste Freundin, die mittlerweile mit ihrem Mann in London lebt, eine bekannte Geigenrestauratorin und ehe Lilly noch genau darüber nachdenken kann, macht sie sich nach wenigen Tagen mit "ihrer" Geige auf nach London. Schon im Flugzeug lernt sie den charmanten Gabriel Thornton kennen, der nicht nur hier schicksalshaft ihren Weg kreuzen wird, denn wie sich später herausstellt, ist er einer der bekanntesten Musiklehrer Londons und eine unabdingbare Hilfe bei der Aufklärung des Rätsels um die weltweit berühmte "Rosengeige". Doch London wird nicht Lillys einzige Station auf der Reise durch ihre Vergangenheit und zu sich selbst sein.

Der Mondscheingarten ist einer dieser berührenden Romane, die einen durch die Verknüpfung von weit gelegener Vergangenheit und unausweichlicher Gegenwart fesseln und bezaubern. Es gibt sehr wahrscheinlich viele Menschen, die sich der Spannung von Geschichte, besonders wenn sie auf einzelne Personen bezogen sind, nur schwer entziehen können und die gelungene Mischung aus Nostalgie und Moderne macht solche Bücher abwechslungsreicher als deren manchmal plumpe Widersacher "Historienroman". Denn durch die Verknüpfung mit der Gegenwart ist der Leser weniger gewillt, sich zu distanzieren. Man merkt förmlich beim Lesen, wie einem die gegenwärtige Person näher steht als die historische. Diese Schreibart leitet einen stromlinienförmig durch den Lesestoff und im Nu sind über 400 Seiten verschlungen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, die Geschichte war schlüssig verknüpft und ziemlich schicksalträchtig, wie diese Bücher nun mal sein sollten, allerdings muss ich dazusagen, dass Corina Bomann der britischen Autorin Lucinda Riley in diesem Genre niemals auch nur annähernd das Wasser reichen kann, den kaum eine Autorin schafft es, mich zum Weinen zu bringen und die Bücher mit soviel Spannung zu füttern, dass selbst bis zum bitteren Ende nichts vorhersehbar bleibt. Trotzdem kann ich den Mondscheingarten auf jeden Fall weiter empfehlen und als besonderes Schmankerl sei hier auch noch die tolle Buchgestaltung erwähnt, die mich wirklich bei einem Buch von 10€ Handelspreis vom Hocker gehauen hat!

Vielen Dank an vorablesen.de, dass ich dieses schöne Buch lesen durfte und ich hoffe, wenn es soweit ist, werdet ihr uns Leseratten auch den "Lavendelgarten" von Lucinda Riley anbieten :)