Ein überraschender Thriller, der einen nach und nach immer tiefer in seinen Bann zieht

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smartie11 Avatar

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„das ganze Haus hatte wie ein Ungeheuer auf ihn gewirkt, das nur darauf wartete, ihn zu verschlingen“ (s. 101)

Meine Meinung:
Hedda Laurent liegt im Sterben und versammelt Ihre Liebsten in der altehrwürdigen Familienvilla noch einmal um sich. Für Überraschung sorgt dabei ihr Testament, denn es verpflichtet die potenziellen Erben, sich einem Wettstreit mit 27 vordefinierten Aufgaben zu stellen – und nur wer am Ende die meisten Punkte errungen hat, erbt alles…!

Nach „Murder Park“ und „Die Party“ überrascht Autor Jonas Winner einmal mehr mit einer spleenigen Idee und einem extravaganten Setting. Diesmal spiel sich alles in und um die alte Familienvilla ab, die herrschaftlich, aber gleichzeitig auch geheimnisvoll auf der fiktiven Insel Sandwerder im Tegeler See thront. Zwar beginnt alles – abgesehen vom Versterben Heddas – sehr ruhig und harmlos, doch von Anfang an ist da dieses undefinierbare und schwer zu fassende, „ungute“ Gefühl, dass sich rasch beim Lesen im Bauch einnistet. Nach und nach, Schritt für Schritt spitzt sich die isolierte Lage zu, werden alte und schockierende Familiengeheimnisse aufgedeckt, verlieren die Charaktere die Bodenhaftung und das Augenmaß jeglicher Vernunft. Geschickt erzählt Jonas Winner seine Geschichte auf mehreren Zeitebenen und springt dabei lebhaft vor und zurück. Dabei versprüht die Story ein Grauen, das sich langsam anschleicht, um dann im Verlauf der Story urplötzlich zuzuschlagen. Dabei fragt man sich die ganze Zeit – und bis zum Schluss –, was hier eigentlich los ist. Ob das tatsächlich alles so gewollt gewesen sein kann. Ob die Charaktere wirklich bereit sind, so weit zu gehen. Und zugleich wird einem immer klarer, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen kann. Geschockt und fasziniert gleichermaßen begleitet man als Leser*in diese Entwicklung, die einen bis zum grausigen Finale nicht mehr loslassen wird. Absolut fesselnd und wirklich geschickt gemacht! So hat es mich von der Storyline an die Klassiker Agatha Christies erinnert, freilich allerdings im aktuellen Gewandt und deutlich blutiger…

FAZIT:
Es beginnt so harmlos, eskaliert immer weiter und fesselt bis zur letzten Seite. Nichts für schwache Nerven!