Lässt nach

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
dramaya Avatar

Von

"Der Nachlass" von Jonas Winner dreht sich genau darum: um den Nachlass von Hedda Laurent. Kurz vor ihrem Tod sammelt sie ihre komplette Familie um sich. So sind alle bei der Testamentseröffnung vereint und erfahren, dass nur derjenige das komplette (nicht unerhebliche) Vermögen erben wird, der im Rahmen eines Wettkampfes die meisten von 27 gestellten Aufgaben für sich entscheiden kann. Wie bei einem Thriller zu erwarten, droht die Situation schnell zu eskalieren, denn für Rache ist es offensichtlich nie zu spät.

Das Buch beginnt sehr spannend und durchaus geheimnisvoll. Durch unterschiedliche zeitliche Einschübe werden nicht nur die Charaktere vorgestellt, sondern auch die Vergangenheit der Familie aufgerollt. Der Schreibstil des Autors ist dabei flüssig und gut zu lesen.

Die gestellten Aufgaben sind interessant aber der Wettstreit selbst erinnert ein bisschen an andere Werke. Die Aufgaben werden allerdings schnell ziemlich schockierend und teilweise auch eklig. Hier hatte ich das Gefühl, dass das vorrangig für den Schockwert so eingeführt wurde. Die Aufgaben scheinen für mich im Gesamtwerk der Auflösung des Thrillers allerdings keine tiefere Bedeutung zu haben, was ich sehr schade finde. Denn die Familiengeschichte selbst gibt wirklich viel her. Auch viele der Andeutungen, die sich in der Vergangenheit und auch Gegenwart finden, haben leider keine weitere Bedeutung für die Auflösung, was es wirklich schwer macht, mitzurätzeln. Klar, die Auflösung ist dadurch natürlich sehr überraschend, aber sie fühlt sich für mich sehr konstruiert an. Einige Punkte finde ich zudem nicht ganz logisch. Sowohl, was den eigentlichen Plan des Täters/der Täterin angeht, aber auch, manche Details im Buch (z.B. der Induktionsherd).

Der erste Teil des Thrillers ist wirklich spannend und auch die Familiengeschichte gibt sehr viel her, aber die Auflösung hat das Lesevergnügen für mich doch sehr getrübt. Hier kam einfach viel zu viel zusammen. Manchmal erscheint weniger doch mehr. Aber für Liebhaber von Thrillern, die gern mal zwischendurch eine spannende Lektüre brauchen und auch nichts gegen einen gewissen Ekelfaktor einzuwenden haben, ist dieser Thriller durchaus eine Lektüre wert.