Wieder ein Buch von Jonas Winner, das mir gut gefallen hat

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Buchinfo
Wie weit wirst du gehen?

Hedda Laurent ist gestorben. Die Familie ist in Trauer vereint: Ihr Mann, die vier Kinder mit ihren Familien und Heddas Bruder Ruben sind nach Berlin gekommen, um Abschied zu nehmen. Doch bei der Testamentseröffnung erleben sie eine böse Überraschung. Nur einer der Anwesenden wird Heddas beträchtliches Vermögen erben. Wer der Glückliche ist, soll ein Wettkampf entscheiden. 27 Aufgaben müssen die Angehörigen bewältigen. Nur einer kann gewinnen. Doch was ganz harmlos beginnt, droht bald zu eskalieren. Alte Konflikte und Verletzungen reißen wieder auf. Und das Spiel wird gefährlich ... (Quelle: Lovelybooks)

Anfang
Der alte Mann konnte nicht mehr gut gehen, deshalb saß er meist in seinem Rollstuhl. Früher hatte er darauf geachtet, dass sein Haar immer modisch geschnitten war. Inzwischen ließ er es nur noch notdürftig von dem Marokkaner stutzen, der ihm in Paris den Haushalt führte.

Meine Meinung
Als ich vor 6 Jahren "Die Zelle" von Jonas Winner gelesen habe, war ich schlichtweg begeistert. Das Buch hat mich total umgehauen und mir war klar, dass ich unbedingt ein weiteres Werk des Autors lesen möchte. Wie das so ist, jeden Monat kommen (gefühlt) unzählige neue und tolle Bücher raus - dann gibt es ja auch noch den allseits gefürchteten Stapel ungelesener Bücher - und man kommt einfach nicht dazu.

Als ich dann online über "Der Nachlass" gestolpert bin, war mir klar, dass ich das unbedingt lesen möchte und so zog das Buch kurz nach seiner Erscheinung bei mir ein. Natürlich war ich in freudiger Erwartung und begann direkt mit dem Lesen. Es ist nicht so, dass es mich nicht gefesselt hätte, aber es hatte mich nicht so umgehauen, wie ich es vielleicht erwartet habe. Aus diesem Grund habe ich immer mal wieder ein paar Tage pausiert - und weil ich zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten in einer Leseflaute hing, aber da konnte das Buch nichts für. Im Buch gibt es allerdings immer wieder Zeitsprünge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, was einem das wieder Reinkommen etwas erschwert, wenn man mal ein paar Tage ausgesetzt hat. Liest man das Buch (mehr oder weniger) am Stück, stellt das aber ganz sicher kein Problem dar.

Die Geschichte selbst hat mir extrem gut gefallen. Ein Testament, das Aufgaben enthält, für die es Punkte gibt und die Person mit den meisten Punkten "gewinnt" am Ende das Erbe von etwa 70 Millionen Euro. Da gibt es keine Bevorteilung und alle haben dieselbe Chance. Denkste. Es kommt nämlich immer alles anders als gedacht und was als lustiger Spaß begann, wird zu tötlichem Ernst.

Es gab die ein oder andere Stelle, an der mir einfach die Logik fehlte und Dinge passierten, die so gar nicht möglich wären. Jetzt kann man natürlich sagen, dass es sich ja immerhin um ein Buch handelt, aber außen steht Thriller und nicht Fantasy - das Argument lasse ich also nicht gelten. Allerdings war das wirklich nur vereinzelt und hat die Story prinzipiell nicht gestört. Trotzdem ziehe ich dafür einen Stern ab.

Das Buch konnte aber auch mit Irrungen, Wirrungen und Wendungen aufwarten, von denen ich einige so nicht habe kommen sehen. Nicht mal im Ansatz. Genau für solche Dinge lese ich Bücher aus spannungsgeladenen Genre - gerne mehr von solchen Situationen! Wenn ich einen Thriller lese, möchte ich durch die Geschichte gezogen werden und unvorhergesehene Dinge lesen, die mich mit dem Kopf schütteln oder nach Luft japsen lassen. Dass ich nicht so gänzlich durchgepeitscht wurde, kann halt auch echt an meiner Leseflaute gelegen haben. Unter "normalen" Umständen, hätte ich das Buch sicherlich verschlungen. Dieser Umstand und die Wendungen erhalten einen Bonusstern von mir, weswegen das Buch dann doch auf die maximale Anzahl kommt.

Die Kapitellängen empfand ich persönlich als sehr angenehm, da ich einfach ein Freund von kurzen Kapiteln bin.

Fazit
Auch wenn der Autor mich mit diesem Buch nicht so umhauen konnte, wie mit seinem Werk "Die Zelle", hat es sich trotzdem 5 Sterne verdient!
Die Kapitel haben eine extrem angenehme Länge (oder Kürze), den Schreibstil empfinde ich als passend und durch unvorhergesehene Wendungen ging die Spannung nicht verloren.