Erin Morgenstern - Der Nachtzirkus

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lilibeth2311 Avatar

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Was für eine besondere Art zu schreiben.

Ich habe selten ein Buch gelesen, das es so gut schafft den Leser im Dunkeln zu lassen, was er da eigentlich gerade liest und dabei nicht zu verwirren.
Es gibt kaum Beschreibungen (besonders bei den Personen), aber auch keine wirkliche Darlegung der Situation oder persönlicher Geschichten.
Man wird gnadenlos in die Geschichte geworfen und das hat bei mir einen Sog ausgelöst.
Ich war sofort in der Geschichte.

Dieser Effekt wird gerade auch dadurch erzielt, dass der Leser am Anfang direkt angesprochen wird. Ich konnte wirklich fast fühlen, wie ich da abends, durchgefroren und leicht genervt warte, was passiert. Es war so spannend und ich hatte vergeblich auch hier auf tiefer greifende Erklärungen gewartet.

Und dann ist man sofort in der Geschichte um den Zauberer Prospero, dem seine Tochter Celia „zugeschickt“ wurde.
Und ab der ersten Sekunde tut mir das kleine Mädchen leid. Sie scheint so lieb und klug zu sein. Ich hatte gleich Beschützerinstinkte, die ihr Vater wohl nicht hat.
Die Autorin schafft es perfekt, eine Abneigung zu Prospero zu erschaffen. Er sagt nicht mal böse Sachen oder handelt gemein, er ist nur unglaublich unterkühlt. Er strahlt keine Wärme, sondern nur Arroganz und Egoismus aus.
Er kam an keiner Stelle als Vater, sondern wirklich eher als strenger Lehrer rüber.

Ebenso Alexander, der anscheinend einen schon lange währenden Kampf mit dem Zauberer austrägt und sich auch einen neuen Spieler sucht.

Ich finde das ganz grausam, dass die beiden ohne Rücksicht auf Verluste (nicht mal des eigenen Kindes) diesen Kampf austragen. Auf dem Rücken zweier unschuldiger, junger Menschen.

Die Leseprobe hatte eine fantastisch, dichte Atmosphäre. Alles war mystisch, geheim und schleierhaft. Es wird klar, dass man als Leser hier eine ganz neue Welt betritt. Eine Welt, mit echten Zauberern. In jedem Absatz schwang die Gefahr mit, die von den Männern ausgeht.

Das Ende der Leseprobe fand ich dann auch bewegend. Celia hatte keine wirkliche Kindheit und sie tut mir wirklich unheimlich leid.

Ich glaube, das Buch ist mal etwas ganz anderes, ganz neues, das es mehr als wert ist, gelesen zu werden. Ich bin gespannt, was es nun wirklich mit dem Spiel auf sich hat, ob es auf Leben und Tod ist und wie sich die Geschichte weiter entwickelt!