Bewegend und einfach magisch

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sarista Avatar

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Inhalt:

Zwei junge Menschen werden in einen möglicherweise Jahrzehnte dauernden magischen Wettbewerb geschickt. Ohne die Regeln zu kennen, ohne zu wissen, wonach der Sieger bestimmt wird, kämpfen sie gegeneinander, indem sie den Nachtzirkus erschaffen, verändern und immer neue Wunder und Attraktionen in ihm kreieren. Genau diese Wunder sind der eigentliche Inhalt von „Der Nachtzirkus“. Es geht nicht primär um die Liebesgeschichte oder um irgendeine Geschichte der anderen Charaktere, sondern es geht um den Zirkus. Wie er entsteht, wie er wächst, wie er das Leben vieler Menschen berührt und verändert.

Gestaltung:

„Der Nachtzirkus“ ist wunderschän gestaltet, mit einem Bild, bei dem man bei jeder Betrachtung ein neues Detail erkennen kann und nie so sicher ist, ob man Zirkuszelte, eine Gestalt oder vielleicht etwas ganz anderes sieht. Sowohl auf dem Schutzumschlag als auch auf dem eigentlichen Buch treten die Zirkuszelte des Covers leicht hervor. Die einfache und zugleich ganz besondere Gestaltung des Covers zieht Blicke auf sich und fällt selbst bei all den verschiedenen Frühjahresneuerscheinungen sofort ins Auge. Die Gestaltung des Textes im Buch ist ebenfalls mit kleinen liebevollen Details versehen, zum Beispiel besondere Überschriftgestaltungen bei bestimmten Kapitel.

Meine Meinung:

Erin Morgensterns Buch ist anders als alle anderen, die ich bisher gelesen habe und das schlägt sich nicht zuletzt im Aufbau der Geschichte nieder. Es gibt keine chronologisch geordnete Abfolge von Kapiteln. Die einzelnen Abschnitte springen in der Zeit, wechseln ständig zwischen den verschiedensten Personen, sind teilweise bloße Beschreibungen einer Zirkusattraktion ohne überhaupt eine der Personen zu erwähnen. Damit hatte ich anfangs so meine Probleme. Es viel mir schwer in das Buch reinzufinden, weil ich immer nach einer durchlaufenden Handlung, nach einem roten Faden gesucht habe. Sobald ich das aufgegeben hatte, konnte ich aber plötzlich voll und ganz in das Buch eintauchen und der rote Faden hat sich dann irgendwann von selbst ergeben. Das sehe ich keineswegs als Kritikpunkt, aber ich denke man sollte es vorher wissen, denn wenn man eine durchlaufende Handlung erwartet, womöglich noch eine Liebesgeschichte, wird man sicher enttäuscht sein. Wenn man es aber schafft, sich darauf einzulassen, dann ist „Der Nachtzirkus“ ein Buch, was tief berühren kann, was unterschwellig tiefgründige Fragen aufwirft und was voller liebenswerter Charaktere ist, denen man gerne durch ihr Leben folgt.
Auch der Schreibstil ist etwas besonders. Anfangs kam er mir sehr sachlich und fast schon abgehackt vor, aber schon nach kurzer Zeit stellt man fest, wieviel Gefühl mit so wenigen Worten übertragen werden kann. Es sind keine ausführlichen Beschreibungen von Situationen und Gefühlen notwendig, weil die Autorin es schafft mit unglaublich wenigen Worten tief zu berühren. Das war der eigentliche Grund, warum ich das Buch nach der Leseprobe lesen wollte. Die Geschichte hatte mich noch nicht überzeugt, da hatte der Schreibstil mich schon gefangen.

 

Fazit:

„Der Nachtzirkus“ ist kein schnelles Buch für Zwischendurch und sicher auch nicht jedermanns Sache, aber für mich war es eines der berührendsten und schönsten Bücher, die ich je gelesen habe. Trotz der anfänglichen Probleme, in die Handlung zu kommen, vergebe ich fünf von fünf Sternen, denn das Buch hat mich begeistert und lange nicht losgelassen. Ich würde es jedem empfehlen, der fantastische Literatur liebt, die mehr zu bieten hat als eine Highschool Romance; immer mit der Ermahnung die ersten 100 Seiten auf jeden Fall zu lesen, denn der Zirkus braucht Zeit seinen Zauber zu wirken. Am Ende ist er aber jede gelesene Seite mehr als wert.