Magische Welten

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**Zum Inhalt:**

Dem in der Zirkuswelt lebenden Zauberkünstler Prospero wird eines Tages völlig überraschend ein kleines Mädchen überbracht. Es handelt sich dabei um seine Tochter Celia. Die Mutter ist verstorben und nun muss er sich dem Kind annehmen. Diese Celia hat offenbar die magischen Kräfte ihres Vaters vererbt bekommen und so beginnt der Vater, sie auszubilden. Nach einiger Zeit beschliesst er, dass die hochbegabte Celia sich mit dem Zögling eines anderen berühmten Magiers in einem Spiel auf Leben und Tod messen soll. Das grosse magische Spiel beginnt.

 

**Meine Meinung:**

Erin Morgenstern entführt den Leser weg aus der realen hinein in eine magische, mystische Welt. Hier geschieht nicht einfach gut getarnter und perfekt vorgetragener Hokuspokus. Die Magier in diesem Buch entführen den Besucher in eine Traumwelt weit ab vom begreifen können, was hier wirklich geschieht, was echt ist oder Fiktion. Je länger die Geschichte dauert umso mystischer und unbegreiflicher manche Begebenheiten und Abläufe werden. Man findet sich letztlich in einer völlig irrealen Welt ohne eigentlichen Bezug zum Alltagsleben.

Dieses im Verlaufe der Geschichte immer stärkere Abgleiten in eine unfassbare Fantasiewelt ist es denn auch, was mich manchmal eher verwirrte als faszinierte. Nach meinem Gefühl hat hier die Autorin etwas zu viel des Guten getan und zu abgehoben mit mystischer Fantasie gespielt. Und dies trifft meiner Meinung nach besonders zu im Zusammenhang mit dem ‚Konkurrenzkampf‘ der beiden jungen Magier. Was, womit oder gar wie sich die beiden duellierten, war für mich aus dem geschriebenen überhaupt nicht fassbar und vollzog sich in fast völliger Losgelöstheit von irdisch, realem Geschehen.

Ein anderer Punkt, der mir gelegentlich etwas zu schaffen machte ist, dass es keine konstant dahin fliessende Geschichtserzählung ist, sondern in zahlreichen Sprüngen von Handlungsort zu Handlungsort und vor allem auch in der Zeit zurück und voraus gesprungen wird. Dies hat, zusammen mit den doch recht zahlreich beteiligten Protagonisten, hin und wieder dazu geführt, dass ich das eine oder andere Mal etwas Zeit brauchte zu erfassen, wo und mit wem man sich im aktuellen Zeitabschnitt befindet.

Abgesehen von den gerade erwähnten Einschränkungen, liest sich aber der Text sehr gut. Die jeweiligen Geschehnisse werden meistens plastisch aber natürlich mit viel unerklärlichen Abläufen, wiedergegeben. Die Protagonisten sind teilweise recht gut beschrieben, aber natürlich in manchen Teilen bewusst undeutlich gezeichnet um Mystik und Zauber zu verstärken. Leider aber manchmal so undeutlich, dass manche Akteure welche gerade das Geschehen dominant beeinflussen, gleichzeitig trotzdem fast völlig unerkennbar blieben.

Mir scheint hier hat die Autorin zwecks Steigerung von Magie und Mystik etwas zu stark vom Mittel des undeutlichen oder gar nicht Beschriebenen Gebrauch gemacht. Schade, etwas weniger wäre mehr gewesen.

 

**Fazit:**

Für Liebhaber von fantasievollen Geschichten ist ‚Der Nachtzirkus‘ insgesamt ein ganz tolles Buch und nur zu empfehlen. Es lässt den Leser eintauchen und verweilen in magischen Fantasiewelten. Auch wenn man hin und wieder herausgerissen wird, weil man sich im neuen Geschehen erst mal wieder einfinden muss, ist es für träumerische Stunden sehr gut geeignet. Die Traumnote von fünf Sternen erhält das Buch von mir zwar nicht, aber mit vier ist es aus meiner Sicht gerecht bewertet.