Das Grauen des Schweigens

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kaiserin2201 Avatar

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Friedrich Anis neuer Roman beginnt wie ein Kammerspiel. Zwei Männer halten Rückschau auf ihrer beider Leben, der eine spricht sich die Jahre des Leids vom Leib, der andere hört zu. Verbunden sind sie durch zwei tote Frauen, Tochter und Mutter. Kommissar Jacob Franck war derjenige der ausgewählt wurde um Angehörigen Todesnachrichten zu überbringen, so auch vor zwanzig Jahren den Winthers.
Nun kurze Zeit nach seiner Pensionierung bittet Ludwig Winther ihn nochmals nach zu forschen warum seine Tochter Esther sich vor zwanzig Jahren an einem Baum erhängte. Franck nimmt den Auftrag an und wird bei seinen Nachforschungen mit einem Schweigen konfrontiert, dass innerhalb der Familie Winther schließlich zu der Tragödie führt die letztendlich auch die Mutter Esthers, ein Jahr nach dem Tod der Tochter, in den Selbstmord treibt. Zurück bleibt der Vater, der komplett den Halt im Leben verliert und wieder findet. Jedoch nicht versteht warum sein Kind in den Freitod ging. Friedrich Ani schreibt keine Thriller sondern Romane in denen es um Menschen geht die mit den Schrecken des Familienalltags kämpfen. Bei „Der namenlose Tag“ ist es ein Schweigen das sich in einer Familie ausbreitet und schließlich im Tod der siebzehnjährigen Tochter endet, die eigentlich genau dieses Schweigen mit einem aufscheuchenden Akt beenden wollte. Das langsam lähmende Grauen dieser Stille erschließt sich langsam und sehr deutlich wenn der Leser hinter die Kulissen geführt wird.
Auch hier stellt Friedrich Ani wieder die Frage was der Tod mit den Hinterbliebenen macht. Und es gelingt ihm mit seinem neuesten Roman, der ganz ruhig die Charaktere und ihre Geschichten beschreibt, wieder exzellent mit tiefer Empathie den Leser bis zur letzten Zeile und weiter, zutiefst zu berühren. Mein Fazit: Absolut lesenswert!