Die Auflösung eines scheinbar unlösbaren Falls

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gisel Avatar

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Jakob Franck ist als Kriminalhauptkommissar in den Ruhestand gegangen. Doch selbst wenn seine Frau inzwischen bei ihm ausgezogen ist, lebt er nicht allein in seiner Wohnung: All die Geister der Toten, deren Fälle er zu lösen hatte, kehren bei ihm wieder ein. Deshalb hat er immer einen Teller Kekse und einen Tee auf dem Tisch stehen.
Da holt ihn ein zwanzig Jahre alter Fall wieder ein: Damals hatte sich ein siebzehnjähriges Mädchen im Park an einem Baum aufgehängt. Jakob Franck hatte der Mutter die Todesnachricht überbracht und sie danach sieben Stunden lang im Arm gehalten. Ein Jahr später nahm sich auch die Mutter das Leben. Nun tritt der Vater des Mädchens auf ihn zu und bittet ihn, erneut zu ermitteln, er vermutet einen Mord: Ein benachbarter Zahnarzt wäre laut seiner Vermutung der Mörder. Gewissenhaft taucht Jakob Franck in die Ermittlungen ein. Seine Spezialität ist die „Gedankenfühligkeit“, sie hilft ihm bei der Lösung dieser Aufgabe, selbst wenn der „namenlose Tag“ schon zwanzig Jahre her ist und die Beteiligten glauben, sich gar nicht mehr daran erinnern zu können.
In einer verschwurbelten Sprache mit vielerlei Schachtelsätzen, Wiederholungen, Wurmfortsätzen und Sätzen, die sich über mehrere Zeilen erstrecken schildert Friedrich Ani diesen Fall und stellt einen Ermittler vor, der sich in diesem Fall verbeißt und ihn durch seine besondere Art auch lösen kann. Vermutlich soll dieser anstrengende Sprachstil seinen Protagonisten charakterisieren, doch ich empfand ihn äußerst schwierig zu lesen. Immer wieder ging mir der Lesefluss verloren, weil ich am Ende des Satzes den Anfang und das Zwischendrin nicht mehr wusste. Ein Miträtseln war mir so kaum möglich, musste ich mich doch so sehr auf das Lesen und Verstehen konzentrieren. Schade, denn die Person dieses Ermittlers ist recht gut gelungen, er löst elegant und fast schon beiläufig einen Fall, der eigentlich unlösbar erscheint.
Der Fokus der Schuldzuweisung wird dabei immer wieder verschoben, um dann zum Schluss die Verfehlungen aller Beteiligten aufzuzeigen und damit Einsichten gibt in ein tragödisches Geschehen, das auch im Nachhinein unaufhaltsam erscheint. Dadurch erhält das Buch eine äußerst düstere Atmosphäre, was durch das Coverbild in schwarz, grau und weiß noch unterstrichen wird.
Ich habe mich bis zum Ende des Buches durchgebissen, und letztendlich muss ich zugeben, dass die Idee zu diesem Ermittler sowie die Auflösung dieses Falls sehr ausgeklügelt sind. Wenn nur nicht dieser anstrengende Schreibstil wäre!