Die Toten kommen wieder, wann immer sie wollen...

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mauela Avatar

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„Die Toten kommen wieder, wann immer sie wollen, sie setzen sich zu uns an den Tisch und reden mit uns…“ (Seite 286)Der Polizist Jakob Franck wird auch nach seiner Pensionierung von den Geistern der Toten seiner ungeklärten Todesfälle heimgesucht. Sie treiben ihn um und lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass er auch nach seiner Pensionierung einem längst vergangenen Fall nachgeht, weil der Vater des Opfers auch nach 20 Jahren nicht an den Selbstmord seiner Tochter glauben kann. Jakob macht sich auf um den vermeintlichen Täter zu suchen, findet sich aber schnell in den Abgründen des menschlichen Handels wieder und merkt, dass auch ein aufgeklärter Fall nicht immer aller Fragen der Zurückgebliebenen hinreichend beantwortet.

Friedrich Ani ist mit seinem Roman „Der namenlose Tag“ ein ungewöhnliches Werk gelungen. Mit ruhiger, melancholischer und manchmal auch distanzierten Sprache, beschreibt er ohne große Höhen und Tiefen die Fassaden der Menschen und die Ruinen hinter den Fassaden. Der Protagonist Jakob ist ein ruhiger Zuhörer, scheint aber vereinsamt, sprachlos und nicht mit beiden Füßen in der Welt stehend und kann daher auch keine wirklichen Sympathien wecken. Die anderen Figuren scheinen ebenfalls eher platt dargestellt, keine Figur übernimmt Verantwortung oder hat Einsicht, dass vor 20 Jahren etwas grundlegend schief gegangen ist. Obwohl die Lösung des Falls ungewöhnlich und ganz anders als erwartet ist, verstärkt diese die düstere, melancholische und grau in grau gehaltene Stimmung des Romans noch mehr anstatt einen Lichtblick ins düstere Leben der Protagonisten zu bringen.

Insgesamt spiegelt das graue Cover eigentlich die Grundstimmung dieses Romans wieder und ist daher extrem gut gewählt. Empfehlen kann ich das Buch wegen seines interessanten und aufwühlenden Endes, aber nur an Leser die ein sonniges Gemüt haben und sich auch von einer melancholisch, düsteren Lektüre nicht den Tag verderben lassen und auch einem eher spannungsloses Buch etwas abgewinnen können.