Düster und schwermütig

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c-bird Avatar

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Sein zwei Monaten ist der ehemalige Polizist Jakob Franck im Ruhestand. In seiner aktiven Zeit war er meist der Überbringer von Todesnachrichten. Bereits vor 18 Jahren geschieden und kinderlos führt er ein recht einsames Leben. Lediglich die Toten sind es, die ihn manchmal heimsuchen und an seinem Tisch Platz nehmen. Da erscheint plötzlich Ludwig Winther an seiner Tür und will einen alten Fall aufrollen. Bereits vor 21 Jahren verstarb seine damals 17jährige Tochter Esther. Erhängt an einem Baum wurde das Mädchen aufgefunden, der Fall als Selbstmord abgetan. Doch Winther glaubt nicht an einen Suizid, sondern beharrt darauf, dass Esther ermordet wurde. Franck selbst kann sich an den Fall gut erinnern, war er doch der Überbringer der Todesnachricht und verbrachte die halbe Nacht mit der Mutter der Toten. Nun erfährt er, dass auch Doris Winther, die Mutter Esthers sich ein Jahr nach dem Tod ebenfalls erhängt hat. Nach einer langen Nacht verspricht Jakob Franck, den Fall nochmals aufzunehmen.
„Der namenlose Tag“ ist ein sehr düsterer und schwermütiger Roman. Zudem ist der Erzählstil nicht gerade flüssig, sondern fordert die volle Konzentration, um die teilweise kompliziert geschriebenen Sätze zu verstehen. In vielen und langen Gesprächen mit Verwandten und Bekannten Esthers versucht Jakob Franck herauszufinden, wie Esther damals wirklich war. War sie wirklich so schwermütig, wie man ihr nachsagte? Oder sollte man lieber anderen Gerüchten glauben? Jakob Francks Methode ist da eine eigene. Er folgt der Methode der „Gedankenfühligkeit“. Und tatsächlich hat Jakob damit Erfolg und es zeichnet sich nach und nach ein Bild über Esther und ihre Familie ab.

Es geht in dem Buch zwar um einen alten Kriminalfall, doch zwischen den Zeilen trat immer wieder ein Thema hervor: die Einsamkeit im Alter, bei der oft der Alkohol der beste Freund des Einsamen ist. Ein Buch, das mich auf jeden Fall nachdenklich gemacht hat. Es ist gleichzeitig auch der Auftakt zu einer neuen Serie mit dem Ermittler Franck, doch die Schwermut in diesem Band haben leider nicht das Interesse an Folgebänden geweckt.