Ein Komissar, den die Toten nicht loslassen

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susi222 Avatar

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Kommissar Jakob Franck ist gerade pensioniert und will eigentlich sein Rentner-Dasein mit Poker und langen Spaziergängen durch den Park genießen, als vor seiner Tür der Vater eines längst vergessenen Falles steht und Gerechtigkeit möchte. Der Kommissar, der immer wieder von den Verstorbenen der grausamen Mordfälle in seiner Berufslaufbahn Besuch bekommt, nimmt Herrn Winther mit in seine Wohnung und lässt sich auf diesen besonderen Wunsch ein.

In diesem bereits geklärten Fall hatte sich die 17-jährige Esther Winther vor mehr als zwanzig Jahren im Wald erhängt. Das Mädchen galt als sonderbar und schwermütig und eigentlich hat kaum einer an ihrem Selbstmord gezweifelt. Lediglich einen kleinen Zweifelhaften Punkt gab es in ihren Akten, der aber nicht weiter beachtet wurde. Zwei Jahre Später hat ihre Mutter ebenfalls auf die gleiche Art und Weise Selbstmord begangen.

Franck stößt in seinen privaten Ermittlungen auf ein Geflecht aus Schweigen und Selbstschutz. Jeder fühlt sich schuldig, der damals nicht den Mund aufgemacht hat. Hätte man die Selbstmorde verhindern können?

Wer mit dem Roman "Der namenlose Tag" einen klassischen Krimi erwartet, mag vielleicht enttäuscht sein. Der Fall selbst tritt oft in den Hintergrund, die Ermittlung ist relativ unspektakulär. Das Buch ist vielmehr ein Meisterwerk an psychologischen Hintergründen und Gefühlsanalysen. Er beschreibt die Gefühle des Komissars bei der Überbringung der Todesnachrichten und die menschlichen, seelischen Abgründe, die sich in so vielen Familien widerspiegeln. Im Endeffekt ist eigentlich gar nicht viel passiert. Außer einem Teenager, der sich nicht verstanden gefühlt hat, einer Verleumdung und einem Unfall. Am Ende gab es zwei Tote.

Die Texte sind auf eine ganz spezielle Art geschrieben, die den Autor ausmachen. Es gibt viele Dialoge. Die Gespräche sind meist kurz gehalten, sagen aber gerade durch die nciht gesagten Worte alles aus.

Alles in allem, ein sehr schöner Roman. Vielleicht nicht gerade die oberflächliche Urlaubslektüre, aber für jeden geeignet, der sich mit der Psyche des Menschens auseinandersetzen will.