Ein ungewöhnlicher Ermittler

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Schon auf der Rückseite des Buches steht es, dass es sich bei Jakob Franck um einen unkonventionellen Ermittler handelt und so ist es auch. Der ehemalige Kommissar ist seit einigen Monaten im Ruhestand, als sich der Vater eines Mädchens, das als siebzehnjährige Selbstmord begangen hat, bei ihm meldet. Er ist davon überzeugt, dass seine Tochter vor über zwanzig Jahren ermordet wurde und sich nicht selber dazu entschieden hat, sich an diesem Baum aufzuhängen. Und so wendet er sich an den Mann, der damals seiner Frau die Nachricht vom Tod der Tochter überbracht hat.

Jakob Franck erinnert sich noch gut an den Moment, als er der Frau die Nachricht überbracht hat. Sie klammerte sich an ihn und wollte von ihm mehrfach hören, dass es nicht wahr sei. Als sie die Umklammerung löste, hatte er sie stundenlang festgehalten. So etwas ist ihm bisher noch nie passiert und er fragt sich immer wieder, wie es dazu kam, dass diese Grenze überschritten wurde. Seine Aufgabe war es, die schlechten Botschaften zu übermitteln, auch wenn er mit den Ermittlungen nichts zu tun hatte. So war es auch im Fall von Esther, dass seine Kollegen die Ermittlungen führten und zu dem Schluss kamen, dass es Selbstmord war, wenn auch nicht ganz auszuschließen war, dass ein Fremdverschulden vorlag.

Der Ex-Kommissar nimmt die Aufgabe an und spricht noch einmal mit den Menschen, die Esther gekannt haben. Das ist nach der langen Zeit, die inzwischen verstrichen ist, natürlich nicht ganz einfach, weil die Erinnerungen verblassen. Aber trotzdem lässt er sich nicht aufhalten und ermittelt weiter. Am Ende zeigt sich dann ein Bild, wie es gewesen ist und das kommt dann schon überraschend.

Mir hat das Buch gut gefallen. Einige Wiederholungen hat es schon, weil immer wieder auf die stundenlange Umarmung von Esthers Mutter eingegangen wird. Auch die Tatsache, dass Franck immer für das Überbringen der schlechten Botschaften zuständig war, wird öfter im Buch erwähnt. Aber ich empfand das als dazu gehörig und kann nicht sagen, dass ich es als Längen im Buch empfand. Dadurch, dass der Fall schon so lange Zeit zurück lag, war es vielleicht nicht ganz so fesselnd wie ein Krimi mit einem Fall, der aktuell ist, aber trotzdem fand ich das Buch dauerhaft spannend.

Mir gefiel die Art von Jakob Franck bei seinen Ermittlungen sehr gut. Intuitiv hat er erkannt, wann jemand die Unwahrheit sagte oder etwas verschwieg. Trotzdem war er bei den Befragungen der Zeugen immer sehr ruhig und darauf bedacht, dass sie auch bei scheinbar unwichtigen Erinnerungen in ihrem Oberstübchen kramten und diese erzählten. Allgemein kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefiel und ich mir weitere Fälle wünschen würde, bei denen der ehemalige Kommissar zu Rate gezogen wird.