Innenansichten einer Familie

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jazebel Avatar

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Der pensionierte Ermittler Franck führt kein einsames Leben. Zwar lebt er allein, er ist geschieden und nie Vater geworden, jedoch bekommt er regelmäßig Besuch. Der Besuch ist allerdings kein normaler, die Verstorbenen, mit denen er während seiner Berufslaufbahn konfrontiert war, besuchen ihn und er "bewirtet" sie.

Der erste echte Besuch seit Langem steht bald in Form von verwitweten Herrn Winther vor der Tür. Winther kannte Franck schon von Früher. Seine Tochter Esther beging vor 20 Jahren Selbstmord, ein Jahr danach auch seine Frau Doris. Winther besucht Franck, weil er so weit ist über die Dinge von damalszu sprechen, er vermutet dass es kein Selbstmord war, ein Zahnarzt aus der Nachbarschaft soll ein Verhältnis mit Esther gehabt und "nachgeholfen" haben und dann sind da die Gerüchte dass Winther selbst sich an seiner Tochter vergriffen haben soll...

Friedrich Ani hat ein ruhiges, nachdenkliches Buch geschrieben. Actionszenen mit Knalleffekten sucht man vergebens, die Nähe des Lesers zu den Charakteren hat aber auch so genug Durchschlagskraft. Man ist nah an Winther, versteht seine Getriebenheit auf der einen und seine Erstarrung in Resignation auf der anderen Seite. Dieses Portrait eines gescheiterten Mannes, die Innenansichten einer oberflächlich heilen Familie lassen einen schaudern.

Ein ausgezeichneter Krimi der mit homöopathischen Spuren an Blut auskommt und mich als Leserin nachdenklich zurücklässt. Dieses Buch ist für jeden Freund anspruchsvoller Krimis zu empfehlen.