Anspruchsvoller Familienroman in und über Kenia

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trinity 41 Avatar

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Ajany lebt in Brasilien, kehrt aber nach dem Tod ihres Bruders Odidi in die kenianische Heimat zurück, um ihn zu identifizieren. Gemeinsam mit ihrem Vater und dem Sarg des Bruders kehrt sie zu ihren Ursprüngen zurück – nach Wuoth Ogik, das mitten in der Wüste liegt. Doch mit der Rückkehr kommen auch alte, längst vergessene Bilder und Erinnerungen zurück, die schwer auf der ganzen Familie lasten.

Ajany beschließt, in Nairobi weitere Nachforschungen über die letzten Lebensjahre ihres Bruders anzustellen. Durch ihre Bestrebungen erfährt auch der Leser viel aus Odidis und damit Kenias Vergangenheit. Aber nicht nur Odidi, auch etliche andere Charaktere und deren Vergangenheit werden beleuchtet.

Die Sprache dieses Erstlings ist bild- und wortgewaltig. Sie ist einerseits gespickt mit Metaphern und Adjektiven, was ihr eine enorme Fülle verleiht. Andererseits ist die Zerrissenheit des Landes und der Protagonistin durch den teils sehr abgehackten Schreibstil spürbar.
Die Autorin versteht es hervorragend, den Leser ins Geschehen einzubinden und Gefühle durch Sprache zu vermitteln - wenn man sich darauf einlässt...

Das Leseerlebnis ist allerdings nicht ganz ohne Stolpersteine zu erlangen. Die kurzen, abgeschnittenen, teilweise nicht zu Ende gebrachten Sätze machen es zu Beginn schwer, in den Roman hineinzufinden und flüssig zu lesen. Auch die Zeitsprünge erschweren den Lesefluss bisweilen.
Wenn man diese Hürden aber überwunden hat, wird man definitiv belohnt – mit einem wunderbaren, fesselnden Roman über eine kenianische Familie und die Geschichte Kenias.
Ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.