Der Ort, an dem die eine Reise endet, und eine neue beginnt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
tsubame Avatar

Von

Während der Unruhen um die Präsidentschaftswahlen in Kenia wird der junge Odidi Oganda auf offener Straße erschossen. Mit dieser Tragödie startet der 490seitige Roman der kenianischen Autorin Yvonne Adhiambo Owuor und enthüllt nach und nach die Umstände um Odidis Tod. Sie führt uns an seinen Heimatort, Wuoth Ogik, eine unwirtliche Ödnis im Norden Kenias, stellt uns seine Familie vor, seinen Vater Nyipir Oganda, seine Mutter Akai-ma und seine jüngere Schwester Arabel Ajany Oganda, die vor Jahren nach Brasilien ging und nun in ihre Heimat zurückkehrt, um den Tod ihres Bruders zu betrauern und gleichzeitig nach der Wahrheit zu suchen.
Und noch eine zweite Familie ist für die Geschichte von Bedeutung: das britische Ehepaar Bolton, das vor Jahren hoffnungsvoll nach Kenia zog, um sich an der Fremdheit des Landes schließlich zu entzweien. Der eine blieb und gilt seit Jahren als verschollen, die andere floh zurück in ihre Heimat. Nun zieht es den Sohn Isaiah ebenfalls nach Kenia, um Licht ins Dunkle um das Verschwinden seines Vaters zu bringen.
Wie sehr die Schicksale beider Familien mit einander verflochten sind, wird erst im Laufe des Romans deutlich. Nur langsam und bruchstückhaft gibt die Autorin die Zusammenhänge preis, bedient sich lieber eines Erzählstils, der kraftvoll und emotional die Trauer und die Traumata spürbar macht, unter der ihre Protagonisten leiden. Sie alle haben Geheimnisse, über die sie nicht sprechen können oder wollen. Doch in der Konfrontation mit der Vergangenheit, die alle zunächst so sehr scheuen, liegt eine große Chance für die Zukunft eines jeden von ihnen und am Ende des Romans kann man trotz der zahlreichen Schrecken Afrikas, durch die einen die Autorin gejagt hat, fast so etwas wie einen Hoffnungsschimmer erkennen: alle ihre Protagonisten machen einen für ihre persönliche Entwicklung wichtigen Schritt nach vorne ...