Der Ort, an dem die Reise endet

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Den Roman beurteile ich ohne Einschränkungen mit 5 Sternen, vielleicht ein kleiner Punktabzug, für das zwar in den Farben Afrikas gehaltene Cover, das aber durchaus etwas mehr Aufmerksamkeit erzielen könnte. Yvonne Adhiambo Owuor, 1968 in Kenia geboren, zwischenzeitig aber eine Weltenbürgerin im wahrsten Sinne des Wortes, gelingt mit ihrem Buch ein Meilenstein der afrikanischen Literatur. Es ist nicht die Geschichte, die so einzigartig ist. Eine junge Frau kehrt aus Brasilien zurück, um ihren ermordeten Bruder, nach Hause, zur Farm der Familie zu geleiten. Begleitet wird sie dabei von ihrem Vater. Ermordet wurde Odidi Oganda, weil er eine korrupte Machenschaft bei einem Auftrag seines Ingenieurbüros aufdeckte. Dann spielt noch Isaiah Bolton eine Rolle, der auf der Suche nach seinem Vater ist und deshalb auf der Farm Wuoth Ogik auftaucht. Die Farm gehörte früher seiner Familie und er nimmt das als Anknüpfungspunkt, um sich auf die Spurensuche nach seinem Vater zu begeben. Die Geschichte Kenias wird um diese Familiengeschichte herumgewoben und gut recherchiert erzählt. Das klingt zuerst mal nicht besonders spektakulär. Was den Roman zu dem macht, was große Literatur ausmacht, ist die Fähigkeit den Leser in den Sog des Erzählten und Beschriebenen zu ziehen. Yvonne Adhiambo Owuor kann, was wenige können, Bilder, Gerüche und Personen zum Leben zu erwecken und dem Leser den Eindruck zu vermitteln, er stehe in wenigen Metern Abstand auf einer kleinen Anhöhe und schaue dem Geschehen auf der Farm Wuoth Ogik zu, spüre die Sonne auf die Schulter brennen und rieche die vertrockneten Blumen vom Sarg des Ermordeten. Das ist es, was große Literatur ausmacht, und daher vergebe ich 5 Sterne.