Erinnerungen sind Geister

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sikal Avatar

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Der Roman beginnt gleich mit der Verfolgung und dem Tod des Studenten Odidi Ogandas ziemlich dramatisch. Seine Schwester Ajany und ihr Vater holen den Leichnam aus Nairobi, um ihn auf ihre Familienfarm zu überführen und dort zu bestatten. Von Trauer überwältigt, fehlen ihnen die Worte und beide hängen ihren Erinnerungen und Gedanken nach. Auch ihr Zuhause kann von Odidis Tod nicht ablenken. Während die Mutter in die Wildnis flüchtet, versucht Ajany eine Erklärung zu finden, sucht nach einer Antwort auf ihre vielen Fragen.

Zeitgleich taucht der Brite Isaiah Bolton auf der Oganda-Farm auf, in Wuoth Ogik hofft er auf Spuren seines Vater Hugh Bolton zu treffen. Doch Odidis Familie ist verzweifelt und trauert, die Fragen Isaiahs interessieren sie nicht, obwohl man merkt, dass Hugh Bolton allgegenwärtig auf Wuoth Ogik ist.

In Rückblenden und Erinnerungen erfährt der Leser vieles über die Familie Oganda, über die Zerrissenheit Kenias, über die brutale Gewaltherrschaft, Machtkämpfe, die Unterstützung der weißen Siedler nach dem zweiten Weltkrieg und deren zunehmendem Einfluss. Über Viehdiebstähle, Verdreibung, Krieg, …

Die Autorin Yvonne Adhiambo Owuor schreibt in ihrem Debüt rasant, von Metaphern geprägt über eine konfliktbehaftete Gesellschaft in einem Land, in dem es ständig brodelt und doch die Hoffnung immer wieder neu aufflammt. Das Buch ist sehr schwierig zu lesen, der Schreibstil erfordert höchste Konzentration und die vielen Bilder fordern ein Lesen zwischen Zeilen und Wörtern. Zwischendurch ein wenig Information aus dem Internet hilft beim Verstehen der politischen Zusammenhänge.

Als schwierig und oftmals etwas störend empfand ich die vielen afrikanischen Wörter/Redewendungen. Im Anhang findet man diese zwar beschrieben, doch blättere ich nicht gerne während des Lesens.

Die Autorin schafft es ein Bild Kenias zu schaffen, das uns einlädt ein Land kennenzulernen, welches geprägt von Gewalt, Korruption und Verzweiflung doch einen Zauber bereithält. Sie lässt uns eintauchen in eine wunderbare Landschaft, in eine Kultur, die vom Aberglauben geprägt wird – in ein für uns fremdes Land. Man muss sich darauf einlassen, um die Intensität des Romans zu spüren.