Neue und faszinierende afrikanische Literatur

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yellowdog Avatar

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Romane aus Afrika finde ich interessant, weil sie durch andere Kultur und andere Lebensweisen eine mir neue Art von Literatur vermittelt. Auch sprachlich gibt es viel zu entdecken.
Viele afrikanische Schriftsteller bewundere ich und freue mich über Neuveröffentlichungen im deutschen Sprachraum, solange es kein Kitsch ist. Aber so etwas wird meist von nichtafrikanischen Autoren “verbrochen”, die zu viel Jenseits von Afrika gesehen haben.
Einem zu romantisierenden Afrikabild wird schon im Prolog entgegengewirkt, in dem die Jacata-Bäume smogvercromt sind und Männer Maschinenpistolen tragen.

Kurze, abgerissene Sätze prägen den Stil und zeigen, wie gehetzt die Figuren im Roman sind. Tod und Trauer sind Themen, Schmerz und Verlust auch. Es gibt aber auch poetische Momente.

Yvonne Adhiambo Owuor gehört zu den neuen Stimmen afrikanischer Schriftstellerinnen. Ihr Stil ist modern und spricht mich an.
Es wird beim Erzählen häufig zeitlich gesprungen, Als Leser muss man die Orientierung behalten.
Es ist ein umfangreiches, komplexes Buch, der Leser muss am Ball bleiben. Doch es lohnt sich.

Im Zentrum der Handlung steht Ajani, die aufgrund der Ermordung ihres Bruders Odidi nach Kenia zurückkehrt und versucht die Hintergründe aufzudecken.
Auch ihr Vater Nyipiv und ihre Mutter Akai spielen eine große Rolle.
Ein weiterer Suchender ist der Brite Isaiah, der seinen verschollenen Vater sucht. Ajanis und Isaiahs Wege kreuzen sich, eine wichtige Begegnung für beide, es verbindet sie auch ein Geheimnis aus der Vergangenheit. Das ist spannend gemacht. Ich habe mich beim Lesen zwar mal gefragt, ob es nicht geschickter gewesen wäre, wenn Odidi nur verschollen wäre. Das gäbe der Suche eine ganz andere Dramatik, aber die Autorin hat sich anders entschieden und natürlich funktioniert es auch so, sogar sehr gut.
Schließlich hat auch der Originaltitel Dust (Staub) eine besondere Bedeutung. Der deutsche Titel kommt als Satz am Ende des Buches auch vor.

Fazit: Ein lesenswertes Buch, ein großer Kenia-Roman. Nicht immer leicht zu lesen, aber lohnenswert! Eine wichtige Neuentdeckung!