Der Palast der Borgia - Rezension

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anman1 Avatar

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Der historische Roman "Der Palast der Borgia" wurde von Sarah Dunant geschrieben und erscheint dieses Jahr im Insel Verlag zum Preis von 14,99 Euro. Der Roman spricht vor allem Liebhaber von historischen Romanen und Borgia- Fans an.

Im Fokus des Geschehens steht die Borgia-Familie. Rodrigo Borgia wird im Jahr 1492 zum Papst gewählt. Das verändert für die Familie alles. Im Roman kann man wunderbar die Winkelzüge und den Ablauf der "hohen Politik" verfolgen. Die Borgias entfachen pure Emotionen, sowohl bei ihnen als auch bei anderen. Cesare Borgia bildet da allerdings eine Ausnahme. Er entfacht zwar bei anderen starke Emotionen, aber selber bleibt er fast immer äußerlich kühl. Er ist ein kühl berechnender Kopf, also ganz anders als sein Vater Rodrigo Borgia. Rodrigo, der als Papst "Alexander VI." heißt, kann sehr emotional sein, aber er kann auch ein klug taktierender Mensch sein. Die Amplitude seiner Gefühlsregungen ist gewaltig. Jofre, Rodrigos jüngster Sohn, findet nicht viel Beachtung von der Familie und auch in der Geschichte ist er über weite Strecken unbedeutend. Selbst Rodrigo hält nicht viel von ihm. Juan ist der zweitgeborene Sohn und steht in ewiger Konkurrenz zu Cesare, seinem älteren Bruder. Er versucht durch prahlerische Kleidung und durch dem entsprechendes Gehabe aufzufallen. Rodrigo liebt ihn über alles. Lucrezia, die von Rodrigo innig geliebte Tochter, wiederum ist ein sehr charmantes Mädchen. Über sie kann man kein schlechtes Wort verlieren, denn sie hat einfach ein wundervolles Wesen.

Man sollte zudem erwähnen, dass die Familie nicht ohne Skandale und Eskapaden auskommen kann. Dass der Papst Kinder hat, sagt im Prinzip schon alles.

Die etwas distanzierte und oft auch bewertende Erzählform gefällt mir durchaus sehr gut. Diese Erzählform ermöglicht es die Gedankenwelten von vielen verschiedenen Personen zu erleben. Ein Ich-Erzähler würde in dieser Geschichte seine Probleme mit sich bringen.
Die Erzählweise schafft es, sich nicht in den Vordergrund zu drängen und dem Leser eine eigene Meinungsbildung zu ermöglichen.
Ganz selten werden, wie ich zumindest finde, etwas unglückliche Formulierungen verwendet, die so auch in Groschenromanen stehen könnten. Natürlich passt das Ganze zu den lustvollen und leidenschaftlichen Borgias, aber ob das so beabsichtigt war, bezweifele ich.
Ansonsten habe ich zur Darstellungsweise im Roman keine weiteren Auffälligkeiten festgestellt.

Den Roman "Der Palast der Borgia" zu lesen, war sehr interessant. Ich konnte über die Borgias viel erfahren, was ich bisher noch nicht gewusst habe. Es hat mir großen Spaß gemacht, aber große Emotionen konnte es leider in mir nicht wecken. Ab und an konnte ich lachen, aber ansonsten hielten sich meine Emotionen in Grenzen. Auch an Spannung vermisse ich einiges in dem Roman.
Abschließend kann ich das Buch als eine interessante Gelegenheit empfehlen, die Geschichte der Borgias etwas näher kennenzulernen beziehungsweise zu erleben. Mit der Spannung eines Thrillers kann dabei "Der Palast der Borgia" nicht aufwarten.