Lust und Leid der Borgia

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bezel64 Avatar

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Als ich das Cover des Buches zum ersten mal sah, hatte ich das Gefühl, dass es sich um ein etwas kitschiges Buch ohne großen Anspruch handelt. Doch dieser Eindruck ist völlig falsch. Ausgesprochen gut recherchiert, stilistisch ausgefeilt und packend erzählt, begibt sich der Leser auf eine Reise nach Rom ins Jahr 1492. Sarah Dunant schildert in farbenprächtigen Bildern die Papstwahl und damit die Machtergreifung der Borgia-Dynastie. Mit viel Sachverstand und Wissen über historische Hintergründe erleben wir, wie der Familienclan immer mächtiger wird und an Einfluss gewinnt. Authentische und interessante Charaktere runden das positive Bild ab und machen die Lektüre zu einem puren Lesegenuss.
Da wäre vor allen Dingen die sympatische Lucrezia, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Eine starke Frau, die nicht daran zerbricht, dass sie zum Spielball des Machtgeplänkels ihres Vaters und ihres Bruders wird. Cesare, die wahrscheinlich schillernste Figur des Romans, der nicht einmal vor Mord und Totschlag zurückschreckt, wenn es der Familie dienlich ist. Und natürlich Papst Alexander, der seine Kinder liebt und sich in seinen Anfällen von Wankelmut mal mit dem einen und mal mit dem anderen Kind solidarisiert.
Insgesamt ein faszinierender, pompöser Roman um eine exzentrische, gierige und bisweilen charakterlose Familie. Wenn es einen Fortsetzungsroman geben sollte, wäre ich auf jeden Fall dabei!