Der Paria (Bd.1) von Anthony Ryan

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Viel zu lange habe ich keine klassische Fantasy mehr gelesen - wie gut, dass mit Der Paria von Anthony Ryan erst kürzlich Lesenachschub bei der Hobbit Presse (Klett Cotta) erschienen ist. Bereits mehrere Bücher des Autors - um genau zu sein sieben - haben mich bisher begeistert und auch der Klappentext des ersten Teils der neuen Der stählerne Bund- Reihe macht neugierig. „Anthony Ryans bestes Buch“- ich bin gespannt, ob sich diese Aussage von Michael Fletcher auch für mich bewahrheitet.

Ein neues Buch, eine neue Welt: Alwyn Scribe wächst als Gesetzloser in einer ruchlosen Bande von Banditen in Albermaine auf. Unter den Fittichen von Deckin Scarl, dem König der Gesetzlosen, erlernt er sein Handwerk, auch wenn Alwyn für dessen blutige & brutale Seiten wenig übrighat. Vielmehr hat es ihm die Kunst der Lüge und Schauspielerei angetan - und noch ahnt er nicht, dass ebenjene Fähigkeiten ihm eines Tages noch das Leben retten werden.

Anthony Ryan spricht seine Leser:innen in Der Paria direkt an und lädt sie dazu ein, an seiner Seite einen ersten Teil von Alwyns Geschichte zu erleben. Tagebuchgleich führt Alwyn die Leser:innen durch seine Erlebnisse und bei mir hat der etwas derbe Stil direkt funktioniert.

Alwyn selbst ist keine strahlende Heldenfigur, sondern entpuppt sich im Verlauf der Handlung immer wieder als Glückspilz, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftaucht. Er weiß sich aus schwierigen Situationen herauszuwinden, die er ständig magisch anzuziehen scheint. Sein Weg führt in oftmals in ausweglose Sackgassen - und doch scheint sich für Alwyn am Ende stets alles zum Guten zu wenden. Er wird vom Gesetzlosen zum Gefangenen, vom Gefangenen zum Soldat und ist noch lange nicht am Ende angelangt. Mir hat Alwyns Erzählstimme, aber auch seine Anpassungsfähigkeit gefallen. Er ist kein geborener Anführer, wie es Vaelin Al Sorna in Das Lied des Blutes beispielsweise war, dennoch ist es auch Alwyns Geschichte wert, erzählt und gelesen zu werden.

Obgleich der Auftaktband der Reihe nicht übermäßig viele Spannungsspitzen aufweist, ist die Erzählung dennoch spannend. Unterschwellig schürt sie Neugier und hat mich sehr schnell in einen angenehmen Lesefluss finden lassen. Fanatismus, Glaube & Religion spielen in Der Paria eine große Rolle, wie auch Alwyn mehr als einmal schmerzvoll am eigenen Leib zu spüren bekommt. Die Magie hingegen hält sich zögerlich zurück. Es gibt nur wenige Passagen, die wirklich actiongeladen sind, vielmehr entfaltet sich die Story in eher gemächlichem Tempo und erinnert stellenweise schon fast an einen historischen Roman.

Fazit: Anthony Ryan zieht mich mit Der Paria erneut mit Leichtigkeit in seinen Bann. Die Geschichte entwickelt sich langsam, allein vom Hauptcharakter Alwyn Scribe ausgehend - wer also auf der Suche nach einer peitschenden, schnelllebigen & actionreichen Handlung ist, wird sie in Der Paria nicht finden. Für alle anderen hält der Auftaktband der Der stählerne Bund-Trilogie eine einnehmende, starke, jedoch etwas zögerliche Erzählung mit einem interessanten Hauptcharakter in einer faszinierenden mittelalterlichen Welt bereit.

Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
©Lisa von Prettytigers Bücherregal | prettytigerbuch
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