Der stählerne Bund

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hybris Avatar

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Anthony Ryan gehört zu meinen Lieblingsautoren im Fantasy – Genre. Mit „Der Paria“ hat er eine Erzählung vorgelegt, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Ryan präsentiert eine mittelalterliche Welt mit wohl dosierten Fantasyelementen. Dieser Ansatz gefiel mir ausgesprochen gut, da alle „Zutaten“ perfekt miteinander kombiniert werden, insgesamt wirkt das Ganze sehr ausgereift.

Worum geht’s?

Alwyn Scribe (ein toller, sprechender Name!) ist ein Gesetzloser, der mit einer Diebesbande im Wald (hallo, Robin Hood) lebt. Als er verraten wird und in Gefangenschaft gerät, lernt er in den Erzminen Sihlda kennen, die ihn das Lesen und Schreiben lehrt. Es entsteht eine Gemeinschaft der Gefangenen, und als eine Flucht unausweichlich wird, trifft Alwyn auf die charismatische Evadine. Bald muss sich Alwyn die Frage stellen, ob er willens ist, für den König von Albermaine in die Schlacht zu ziehen…
Während der Lektüre musste ich unwillkürlich an die Romane eines Bernard Cornwell(seine historischen Romane sind sogar verfilmt worden, zuletzt „Seven Kings must die “, das Finale der Serienadaption „The Last Kingdom“) denken -
Sowohl Ryan als auch Cornwell haben ein Faible für ausufernde Schlachtszenen (obwohl sie sich stilistisch unterscheiden). Als Leser/in darf man nicht zimperlich sein, sonst wird man an „Der Paria“ keine Freude haben – kriegerische Auseinandersetzungen münden nicht selten in einem blutigen Gemetzel; da die Figurenzeichnung aber so gelungen ist, hat man nicht das Gefühl, dass es Ryan um bloße Schockeffekte geht. Er lässt sich beim Erzählen Zeit, daher sollte man schon etwas Geduld mitbringen. Wenn ich ehrlich bin, erfindet er das Rad nicht neu – Underdogs, die zu Helden werden, gibt es in der (Fantasy)Literatur wie Sand am Meer; auch Waisenkinder, die zu Höherem berufen sind (neu ist aber, dass eine Gruppe geschaffen wird, die auf den ersten Blick nichts gemein hat). Besonders gelungen ist das Worldbuilding (auch Religiosität spielt eine nicht unerhebliche Rolle) und - wie bereits angedeutet- die Ambivalenz der der nuanciert gezeichneten Figuren, zu Beginn gibt es keine Sympathieträger.

Fazit:
Anthony Ryan hat einen packenden Schmöker vorgelegt!
„Der Paria“ ist ein typischer Auftaktband. „Der Stählerne Bund“ ist eine Reihe, die zunächst nicht wie ein High-Fantasy-Epos wirkt, da übernatürliche Elemente eher sparsam eingesetzt werden (meines Erachtens ein großer Vorteil der Geschichte!). Man sollte als Leser/in über ein gewisses Sitzfleisch verfügen, da die ausführliche Exposition relativ viel Raum einnimmt; überhaupt ist „Der Paria“ trotz brutaler Szenen kein Actionkracher, der en passant gelesen werden kann, ich bin dennoch gespannt auf die Fortsetzung. Wenn man bereit ist, sich auf die Story einzulassen, wird man aber so gut unterhalten, wie man es von Anthony Ryan gewohnt ist. Ich spreche gerne eine Empfehlung aus.