Mittelalterlicher Fantasy vom Feinsten

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kleine hexe Avatar

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Dies war wieder einmal ein gelungener Auftakt einer neuen Trilogie. Das Buch hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Die allererste Kampfszene, mit der die Handlung eröffnet wurde, war zwar brutal, aber nicht so blutrünstig, dass frau nicht weiterlesen wollte. Die folgenden Schlachten waren ein anderes Kaliber hingegen. Das auf der Stelle im Getümmel treten, das Hauen und Stechen, die grausamen Verletzungen, die sich die Kämpfer gegenseitig zufügen, die waren nichts für zartbesaitete Leser*innen. Diese Szenen erinnern an Schlachten aus den Filmen von Akiro Kurosawa. Dafür waren die agierenden Personen, die Handlung an sich, die Zusammenhänge und das Verweben der Handlungsstränge faszinierend.
Anthony Ryan schöpft aus dem Vollen. Er hat einen opulenten barocken Roman geschaffen, der trotz seiner Komplexität und vieler Details nie den Fokus verliert. Alwyn, der Gesetzlose, lernt als Minensklave Lesen und Schreiben, er wird zum Chronisten seiner Zeit. Er kämpft und er schreibt, er tötet und er rettet Leben, er erkennt den Wahn um ihn herum, ohne seinen scharfen Verstand zu verlieren.
Ryan schafft hier, in dieser Fantasy-Welt, eine eigene Religion mit Göttern und Priestern. Vieles erinnert an die Werke von Tolkien: eine Gruppe von Gefährten überstehen etliche Schlachten gemeinsam. Alwyn ist mal Frodo (Herr der Ringe), aber manchmal auch Parzival (bitte an das gleichnamige Epos aus dem Hochmittelalter von Wolfram von Eschenbach denken), der ein "Tumber Tor” reinen Herzens war. Es gibt etliche Parallelen zu Tolkien. Ich meine das keinesfalls abwertend. Ryan steht Tolkien in nichts nach. Wenn man solch eine komplexe Welt erschafft, sind manche Gemeinsamkeiten unvermeidbar.