Amüsantes Kammerspiel

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giselle74 Avatar

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„Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt.“

So beginnt Isabel Bogdans Roman, in dem nachfolgend beschrieben wird, was nämlicher Pfau nun auf dem Anwesen von Lord und Lady McIntosh nahe der schottischen Highlands an Ereignissen in Gang setzt. Mitspieler in diesem Kammerspiel feinster britischer Art sind die bereits oben erwähnten McIntoshs, Ryszard, der „Mann für alles“, die Hausverwalterin Aileen und eine Gästegruppe, bestehend aus Londoner Investmentbankern, die eine Köchin und eine Psychologin im Schlepptau, angereist sind für eine Teambuilding – Maßnahme.

Pointiert und unaufgeregt entwickelt Isabel Bogdan ihre Geschichte, logisch folgt ein Schritt dem nächsten. Von anfänglich leisem Schmunzeln, über verhaltenes Gekicher bis zu schallendem Gelächter führt die Autorin den Leser durch alle Irrungen und Wirrungen, spielt, ohne dabei jemals wirklich bösartig zu werden oder ihre Charaktere bloßzustellen, mit der Schadenfreude des Lesenden. Die Komik entsteht aus der Diskrepanz zwischen dem Wissen des Lesers und dem unterschiedlich gestalteten Teilwissen der einzelnen Personen und ihren, auf eben diesem Scheinwissen beruhenden Taten und Reaktionen.

Ebendiese Personen sind fein gezeichnet, haben eine Vorgeschichte, ein Leben und daraus resultierende Charaktereigenschaften. Sie sind alle liebenswert, diese Charaktere, so unterschiedlich sie auch sein mögen: die pragmatische Lady, die tierliebende Aileen, die resolute Köchin. Sie sind nicht eindimensional nur für ihren Zweck geschaffen worden, sind keine Karikaturen, nur für humoristische Gründe erfunden. Und auch das macht den Charme dieses Buches aus: Personen, in die man sich hineinfühlen kann, deren Entwicklung man verfolgen kann.

Alles in allem ist dieses Buch ein echter Glücksgriff. Eine Autorin, die das Schreiben einer Komödie ernsthaft angegangen ist, die dabei ihren eigenen Stil herausgearbeitet hat, die auf reißerische Aktionen und unglaubliche Wendungen komplett verzichtet hat, die stattdessen auf leisen Humor und präzise Pointen setzt, auf einprägende Charaktere und logische Abläufe und so ein ebenso komisches, wie charmantes Buch geschrieben hat; eine Buchgestaltung, die mit schlicht weißem Cover und leuchtend blauem Pfau wunderbar zur Geschichte passt und sogar bei genauerer Betrachtung englische Gepflogenheiten verrät – was kann man sich mehr wünschen?

Eine Einführung in den schwarzen, britischen Humor, wie man sie besser nicht hätte gestalten können! Kein Wunder, dass allein schon das erste Kapitel den Hamburger Förderpreis für Literatur erhielt. Ich persönlich würde mich freuen, von Isabel Bogdan in den nächsten Jahren noch mehr zu lesen und hoffe sehr, dass sie sich ihren wunderbaren Stil und die Präzision ihres Schreibens für weitere Bücher erhalten kann.