Der Pfau, der Hund und die Gans

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
büchersally Avatar

Von

Das Anwesen von Lord und Lady McIntosh kann auf eine traditionsreiche Zeit zurückblicken. Leider nagt auch der Zahn der Zeit schon am Gemäuer, sodass das Ehepaar immer öfter gezwungen ist, Modernisierungen durchzuführen. Diese werden zum großen Teil durch Vermietungen der ehemaligen Cottages finanziert. Die Feriengäste lieben die Abgeschiedenheit mit der verbundenen Ruhe im südlichen Schottland. Das gefällt auch einer Abteilung von Bankangestellten, die sich als Team besser kennenlernen möchten. Die vier Angestellten reisen mit ihrer Chefin und einer Köchin in die Abgeschiedenheit, wo aber ein Pfau aus unerfindlichen Gründen alles Blaue angreift. Plötzlich sind die Fahrzeuge der Gäste verbeult sind und sogar ein blauer Mantel kann gefährlich sein. Der Lord sieht keinen anderen Ausweg und greift zum Jagdgewehr.

Isabel Bogdan schafft es in sprachlich gesetzter Weise über den Alltag auf dem schottischen Anwesen zu berichten. Unaufgeregt beschreibt sie die Themen, mit denen sich das adelige Ehepaar beschäftigt, genauso wie sie einen kurzen Einblick in die Gedanken der Haushaltshilfe Aileen gibt, die den Laden am Laufen hält. Nach einem Unfall kann sie nun aber bei der Versorgung der Gäste nicht helfen. Umso mehr beobachtet sie und steht manchmal an richtiger Stelle, um dem Leser wertvolle Hinweise zu geben. Der verschwundene Pfau gibt nämlich Rätsel auf, die andere vertuschen wollen.

Im klassischen Understatement und trockenem Humor gibt die Autorin, in deren germanischen Adern eindeutig britisches Blut fließt, hier eine Geschichte zum Besten, wie sie das Leben nicht besser schreiben könnte. Ein Pfau wird unbequem und der landadelige Hausherr erschießt ihn. Er versteckt ihn im Unterholz und zusätzlich auch das Gewehr. Bevor er beides wieder abholen kann, entdecken es andere und machen sich ihren eigenen Reim auf die Vorgänge. Aus jeder Perspektive ist nur ein Teil der Tat zu sehen. Ein toter Vogel im Maul eines Hundes lässt keine Fragen nach einem Gewehr aufkommen. Ein gerupfter Vogel mit Schrotkugeln im Körper entlastet den Vierbeiner aber.

Die Charaktere sind plastisch dargestellt, sodass beim Lesen eine Art Kopfkino gestartet wird. Alle werden mit Eigenschaften ausgestattet, die ihnen einen Wiedererkennungswert angedeihen und auf den ersten Blick wenig harmonisch wirken. Ihr Verhalten ist von Klischees geprägt, was hier aber den Humor unterstreicht. Da ein Brite über seine Befindlichkeiten aber niemals offen sprechen würde, entsteht hier eine Komödie der besonderen Art, die zudem den Spannungsbogen gemächlich spannt und dann keine Pause mehr duldet. So außergewöhnlich wie die Covergestaltung vorgenommen wurde, gibt sich auch der Text und lässt den Ausflug nach Schottland zu einem Lesevergnügen werden.