Köstlich :)

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regenprinz Avatar

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"Der Pfau" von Isabel Bogdan ist ein wahres Lesevergnügen. Der Roman spielt im winterlichen Schottland und nicht nur die Geschichte selbst, sondern vor allem die ungewöhnliche Erzählweise hat mich begeistert. Dass man so amüsant und kurzweilig erzählen kann, obwohl man auf wörtliche Rede in Anführungszeichen komplett verzichtet und die Seiten oft als reine Textblöcke vor den Augen des Lesers erscheinen, hat mich wirklich verblüfft. Genial gemacht! Ansonsten ließ mich bereits der allererste Satz des Buches ahnen, dass dieser Roman einer sein könnte, der mir besonders gut gefällt. :)

Die Handlung spielt auf dem Besitz eines älteren Ehepaares - bei Lord und Lady sind die herkömmlichen Geschlechterrollen allerdings etwas anders verteilt, denn die Lady ist es, die sich in dem alten Gemäuer um Reparaturen oder die uralte Elektrik kümmert. Oder handfest mit anpackt, wenn sich die Putzhilfe den Arm bricht ...
Der anreisenden Gruppe von Bankern, die den Westflügel für ein Teambuilding-Wochenende gebucht haben, machen bald nicht nur der durchgeknallte Pfau (der alles Blaue attackiert, so auch die Autos der Gäste ...) sondern auch tröpfelnde Duschen, eiskalte Zimmer, fehlender Handy-Empfang, durchknallende Sicherungen und wahre Massen an Schnee zu schaffen. Die Figuren sind allesamt gut getroffen und tragen die skurrilen Ereignisse, mit denen die Handlung erfreut.
Alle haben Geheimnisse bzw. verschweigen schlicht, was sie wissen oder beobachtet haben - und so werden reihum falsche Schlüsse gezogen oder gerätselt. Der Leser ist meist besser im Bilde, denn ihm ist zumindest klar, was mit dem verrückten Pfau geschehen ist. Wo aber die verschwundene Gans abgeblieben ist, weiß vorerst nur der kluge Jagdhund der Chefbankerin - aber der arme Mervyn wird ja verdächtigt, den Pfau gerissen zu haben ... So entwickelt sich ein vergnüglicher Reigen an Fehleinschätzungen und ich musste beim Lesen sehr oft schmunzeln.
Spaß macht es auch zu verfolgen, wie die charakterlich sehr verschiedenen Banker sich bei den Teambuildingsmaßnahmen verhalten. Die Köchin trägt unermüdlich dazu bei, die Laune der Teilnehmer dank ihres großartigen Essens zu verbessern. Auch ein nächtliches Bad im Hot Tub tut das Seine ...
Viele bildhafte Details wie ein Staubsauger mit Namen, der für ein Tänzchen herhalten muss o.ä., ergänzen die originelle Geschichte. Das Schlusskapitel rundet die Handlung dann geradezu perfekt ab!

Fazit: Ein Roman, der mich bestens unterhalten, überrascht und begeistert hat. Lediglich im letzten Drittel war es für mein Empfinden ein bisschen viel Wiederholung, da trat die Handlung etwas auf der Stelle, fand ich. Aber das eigentliche Ende war dann wieder absolut überzeugend! :)