Anspruchsvoll und innovativ

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tofusteak Avatar

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„Der Rabengott“ von Ann Leckie hat mich mit seiner atmosphärischen High-Fantasy-Welt und der faszinierenden Erzählperspektive in den Bann gezogen. Es gibt zwei Erzählebenen, die die Vergangenheit der Gottheiten und die Gegenwart beleuchten, und die Vergangenheit hilft uns dabei, die Gegenwart besser zu verstehen. Besonders beeindruckend finde ich die innovative Erzählperspektive in der zweiten Person Singular, die das Buch so besonders macht und mit der ich zum ersten Mal in Berührung kam. Das Geheimnis darum, wer genau über den Protagonisten Eolo spricht, hat mich zusätzlich gereizt.

Allerdings muss ich zugeben, dass das Buch nicht für jeden geeignet ist und etwas Geduld erforderte. Die Sprünge in die Vergangenheit waren manchmal zäh und haben mich beim Lesen herausgefordert. Auch fand ich die Figuren teilweise zu eindimensional und ihnen fehlte es an Tiefe, was es schwierig machte, mich mit ihnen zu identifizieren. Obwohl es einige überraschende Wendungen gab, war die Trennung von Gut und Böse oft zu klar und die Handlung dadurch etwas vorhersehbar.

Das Ende des Buches hat mich dann jedoch mit einem Knall überrascht und die letzten 50 Seiten waren wirklich packend, das Pacing plötzlich deutlich schneller. Die offene Gestaltung des Endes lässt Raum für Spekulationen und die Hoffnung auf eine Fortsetzung, die ich trotz der genannten Mankos auf jeden Fall lesen würde.

Fazit: Insgesamt ist „Der Rabengott“ eine ambitionierte High-Fantasy-Geschichte, die meiner Meinung nach trotz einiger Längen und fehlender Figurentiefe durch ihre Besonderheiten und das mitreißende Ende definitiv lesenswert ist.