Achtung, Fake-News im Meer

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holdesschaf Avatar

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Unsanft wird der Regenbogenfisch geweckt. Ein großer Fisch namens Humbrecht erzählt ihm aufgeregt von jemandem, der durch das Ziehen eines Stöpsels das Wasser aus dem Meer lassen will. Ungläubig berichtet der Regenbogenfisch seinen Freunden von der Sache. Doch als sie Humbrecht darauf ansprechen, weiß der gar nicht, wovon sie reden und hat schon eine weitere bedrohliche Geschichte auf Lager. Als er dann auch noch Unwahrheiten über ihren Freund Wal erzählt, wird es den Fischen zu bunt.

Der Regenbogenfisch war vor 30 Jahren wegen seiner glitzernden Schuppen das Bilderbuch einer ganzen Generation. Dieses Jahr feiert er Jubiläum, da muss natürlich ein neues Abenteuer her. Der Autor hat sich ein Thema herausgegriffen, das im Hinblick auf diverse Verschwörungstheorien sehr aktuell ist. Leider schwächelt das Buch dann bei der Umsetzung. Irgendwie will für mich die Geschichte um Humbrechts Fake-News nicht so recht zum Regenbogenfisch passen.

Die Geschichten sind natürlich alle an den Haaren herbeigezogen, lassen aber doch Parallelen zur Realität erkennen, wo das bei Neuigkeiten eben auch oft so ist. Eine Mauer aus Pflanzen soll feindliche Fische fernhalten? Das erinnert an die Grenze zwischen den USA und Mexiko oder diverse andere Grenzen, die Flüchtlinge aus Europa fernhalten sollen. Doch wie sollte man so eine Mauer bitte im Meer umsetzen? So richtig durchdacht erscheint mir das alles nicht. Zudem hat Humbrecht bis zum nächsten Tag seine Geschichten schon wieder vergessen und erzählt munter andere. Nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Witzig ist, dass Humboldt orange Flossen hat, die mich doch sehr an Trumps Frisur erinnern.

Der Regenbogenfisch kommt in der ganzen Erzählung etwas zu kurz, denn oft ist es Rotflosse, die Worte an die anderen richtet und Humbrechts Geschichten bezweifelt. Später wird Humbrecht dann nur noch ausgelacht, bis man Mitleid hat und ihm einen Posten als Märchenerzähler anbietet. Er darf also etwas erfinden, solange er niemandem damit Angst macht. Das Ganze wirkt für mich sehr konstruiert und aufgesetzt und kann daher nicht die gleiche Begeisterung wie früher hervorrufen, auch wenn die Illustrationen sich kaum verändert haben.

Den Aha-Effekt der Glitzerschuppen gibt es heute so gut wie nicht mehr. Meine Tochter fand sie zwar schön, aber mehr auch nicht. Der Wiederlesewert ist auch nicht so hoch, daher ist der hohe Preis von 18 Euro für dieses Bilderbuch nicht gerechtfertigt. Da gibt es wesentlich bessere Bücher. Eher aus nostalgischen Gründen von uns 3 Sterne.