Umweltschutz kindgerecht

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Das Cover finde ich sehr gelungen: Der Regenbogenfisch ist darauf zu sehen, wie er vor einem dunkleren Hintergrund schwimmt, und man sieht angedeutet ein Netz, das sich über den Meeresboden legt. Die typischen schimmernden Glitzerschuppen sind wieder prominent – das ist visuell vertraut und zieht gerade Kinder an. Die Illustrationen sind durchgehend farbig und aufwendig, wie man es von Pfister kennt, und die Glitzerschuppen funkeln wirklich schön.

Mir gefällt, dass das Bilderbuch-Format großzügig ist (ca. 29,5 × 22,5 cm, 32 Seiten) und die Illustrationen viel Raum haben, um die Unterwasserwelt auszugestalten.

Der Regenbogenfisch und sein Schwarm leben in einer „fast unberührten“ Meereswelt – bis eines Tages ein Fischerboot auftaucht und ein gewaltiges Schleppnetz über den Meeresboden herabgelassen wird. Regenbogenfisch – sonst eher in der Rolle des Helfenden – gerät selbst in Gefahr und muss sich gemeinsam mit den Meeresbewohnern befreien. Ich finde es sehr schön, wie Pfister ein klassisches Regenbogenfisch-Abenteuer mit einem hochaktuellen Umweltthema verknüpft: Der menschliche Eingriff ins Ökosystem Meer, konkret die Schleppnetzfischerei, und die Frage, wie die Tierwelt damit umgeht. Mir gefällt, dass die Gefahr nicht abstrakt bleibt, sondern spürbar wird – sowohl durch die Illustrationen als auch durch die Geschichte. Das regt zum Gespräch an: „Was passiert mit der Meereswelt, wenn wir einfach alles abfischen? Wie kann man reagieren, wenn das eigene Zuhause bedroht wird?“ Und dennoch bleibt es ein Bilderbuch, kein Sachbuch, der Fokus liegt auf Gemeinschaft, Idee und Rettung. Manchmal habe ich den Eindruck, der Einstieg könnte etwas sanfter oder langsamer erfolgen. Insgesamt ist der Ton aber kindgerecht, ohne zu verniedlichen, und schafft den Spagat zwischen Abenteuer und ernstem Thema recht gut.

Der Regenbogenfisch selbst ist nach wie vor sympathisch und mutig, und es ist schön zu sehen, wie er – diesmal nicht als „Retter“, sondern als Betroffener – handelt und Verantwortung übernimmt. Die anderen Meeresbewohner – Schwarm, Seesterne, Krabben usw. – sind eher archetypisch, aber das passt zu einem Bilderbuch: Sie unterstützen den Regenbogenfisch, zeigen Zusammenhalt und reagieren glaubwürdig auf Gefahr und Rettung.

Ich finde, gerade die Kombination „bedrohte Welt + echte Gemeinschaft“ wirkt in diesem Buch überzeugend – die Gefahr kommt nicht aus dem Nichts und die Reaktionen fühlen sich plausibel an.

Mich interessiert insbesondere, wie klassische Figuren (der Regenbogenfisch) mit zeitgemäßen Themen verbunden werden. Pfister schafft hier eine Brücke zwischen vertrautem Motiv und aktuellem Gesprächsstoff: Wie sehr können wir Kindern schon im Vorschulalter nahebringen, dass menschliches Handeln Konsequenzen für die Umwelt hat? Und wie kann man das auf spielerische, aber nicht verharmlosende Weise machen?

Außerdem finde ich es toll, dass die Bilder so opulent und sinnlich sind – die Unterwasserwelt kommt nicht leblos daher, sondern man spürt Buchseite für Buchseite einen Lebensraum, der wirklich „gefährdet“ sein kann. Das öffnet nicht nur das Kopfkino bei den Kleinen, sondern erleichtert auch den pädagogischen Teil (Gespräch über Umweltschutz, Meerestiere, Fischerei und deren Folgen).

Ein kleiner Wermutstropfen: Mir persönlich fehlt ein bisschen der klassische Regenbogenfisch-Charme der frühen Bände, bei denen es mehr um Teilen, Freundschaft und Selbstwert ging. In dieser Neuauflage ist das Umweltthema stärker im Vordergrund, und das macht die Geschichte ernster und vielleicht für manche jüngeren Kinder etwas weniger zugänglich. Einige Rezensent:innen fanden, dass das Thema für Vierjährige eventuell doch noch etwas schwer sein könnte.

Die Illustrationen sind wieder sehr hochwertig, farbenfroh und ansprechend. Die Glitzerschuppen funktionieren nach wie vor als visuelles Highlight.

Das Thema Umweltschutz / Eingriff des Menschen in die Natur wird kindgerecht und spannend vermittelt, ohne zu moralisieren. Gemeinschaft und Einfallsreichtum stehen im Zentrum.

Die Geschichte regt wirklich zum Nachdenken und zur Diskussion an – und kann Eltern, Erzieher*innen oder Lehrkräften einen guten Einstiegspunkt bieten, mit Kindern über relevante Umweltfragen zu sprechen.

Für kleinere Kinder könnte der Einstieg etwas abrupt sein, und das Thema Schleppnetzfischerei ist möglicherweise nicht ganz leicht zu fassen.

Die erzählerische Tiefe ist begrenzt – in 32 Seiten kann man nicht allzu sehr „in die Tiefe gehen“, und das merkt man gelegentlich: Es passiert schnell viel, aber einige Momente bleiben oberflächlich.

Wer den klassischen Charme der ersten Regenbogenfisch-Geschichten bevorzugt (mehr Fokus auf „Teilen“ und Freundschaft ohne externes Fehlverhalten), könnte die neue, ernster geprägte Ausrichtung als etwas fremd empfinden.

Insgesamt finde ich „Der Regenbogenfisch in Gefahr“ eine sehr gelungene Fortsetzung der bekannten Reihe. Wer Kinder im Alter von etwa 4 bis 7 Jahren hat (oder mit ihnen arbeitet) und sie an das Thema Umweltschutz und menschliche Eingriffe in die Natur heranführen möchte, findet hier ein wunderschön illustriertes und spannend erzähltes Bilderbuch, das zum Nachdenken und Reden einlädt.

Mein kleines Fazit: Ein optisch starkes, thematisch aktuelles und emotional berührendes Bilderbuch mit einem ernsten Unterton, das den klassischen Regenbogenfisch in eine neue, relevante Welt bringt. Ich empfehle es besonders an Familien, Kindergärten und Grundschulklassen, die Lust haben, über Meeresleben, Umwelt und Kooperation zu sprechen – und Kindern zugleich ein schönes Geschichten-Erlebnis zu bieten.