Beklemmende Geschichte aus der NS-Zeit

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grizzlybärchen Avatar

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**Inhalt**
Deutschland 1938.
Otto Silbermann, bisher ein gut angesehener Geschäftsmann, bekommt den Fanatismus der NS-Zeit zu spüren, denn er ist Jude. In Folge der Reichsprogromnacht verliert er sowohl sein Haus als auch sein Geschäft. Damit er nicht auch noch von den Deutschen festgenommen wird, flüchtet er und versucht seitdem durch Reisen mit dem Zug den Häschern zu entkommen.

**Meine Meinung**
In „Der Reisende“ erleben wir die Gräueltaten der NS-Zeit hautnah. Wie bereits im Vorwort erklärt wird, handelt es sich hierbei um eine fiktive Geschichte, die der Autor nach seiner Flucht niederschrieb, aber trotz allem bekommt man die Zustände Deutschlands im dritten Reich hautnah mit. Es konzentriert sich dabei weniger auf die Lager oder Ghettos sondern auf das „Davor“. Wie fühlte sich ein Jude, wenn er nun gejagt wird, für das, was er ist? Und genau das macht das Buch so interessant und vor allem wichtig.
In diesem Buch baut man nicht so sehr auf Gewalt und das Morden, wie es in anderen Werken gezeigt wird, sondern hier baut man auf den psychischen Druck, der entstand. Ich fand das unglaublich mitreißend. Denn wir erleben die Geschichte aus Sicht von Otto Silbermann, der über Nacht zum Staatsfeind wurde, einfach, weil er ist, wer er ist. Gestern noch Freund oder Geschäftspartner, heute „nur noch“ Jude. Damit entfallen automatisch alle Rechte, die man besessen hat.
Aus heutiger Sicht unvorstellbar, aber hier auf eine authentische und beklemmende Art rübergebracht. Ich spürte die anfangs noch unterschwellige Abneigung, der „arischen“ Deutschen, die dann aber in absolute Abneigung umschwang.
Genauso merkte man, dass viele Leute sehr genau wussten, dass Unrecht geschah, aber um ihrer selbst willen wegsahen oder mitspielten und – und das fand ich am schlimmsten – scheinheilig redeten, dass das aus so und so einem Grund einfach so gehandhabt werden müsste.

Alles in allem also ein sehr kontroverses Buch, das meiner Meinung nach unglaublich wichtig ist. Es regt zum Nachdenken an und zeigt, wohin uns fehlende Courage und Toleranz führen können.