Der Reisende

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feeona Avatar

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Romane über die Nazi-Zeit gibt es viele, aber Romane aus eben dieser Zeit über diese Zeit, darüber stolpert man nicht so häufig.
Was das Buch „Der Reisende“ für mich von Anfang an so interessant gemacht hat, ist seine Geschichte und die seines Autors. Dieser flüchtete nämlich vor den Rassengesetzen der Nazis ins Ausland, landete schließlich in einem Internierungslager und starb mit nur 27 Jahren, als sein Schiff beim Rücktransport getroffen wurde und sank.
Sein Manuskript trug er bei sich. Doch obwohl schon Ende der Dreißiger geschrieben, wurde dem Buch die Veröffentlichung in Deutschland verwehrt, auch nach dem Krieg.
Der Protagonist Otto Silbermann ist deutscher Jude zur Zeit der Reichsprogromtage und flieht vor seiner Verhaftung Hals über Kopf aus der eigenen Wohnung. In „Der Reisende“ wird aus seiner Perspektive seine Verzweiflung über die politische und menschliche Entwicklung beleuchtet und während er durch Deutschland reist, ohne zu wissen wohin, muss er sich teilweise eingestehen: auch ihm geht es nur um die eigene Haut. Ottos Gedanken sind teilweise sehr wirr und widersprüchlich, manchmal sind es nur Satz- und Gedankenfetzen, manchmal aber sehr schöne ausführliche Dialoge. Unterwegs trifft Otto diverse Menschen, die alle ziemlich realistisch dargestellt werden.