Ein Stück Zeitgeschichte

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malo2105 Avatar

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In seinem Werk „Der Reisende“ beschreibt der Autor Ulrich Alexander Boschwitz die Tage nach dem Novemberpogrom am 09.11.1938 aus Sicht des Otto Silbermann.
Otto Silbermann ist ein in Berlin lebender Kaufmann. Er ist wohlhabend, deutsch gesinnt aber jüdischer Herkunft. Im ersten Weltkrieg hat er als Soldat gekämpft.
Er hat die richtige Zeit zur Ausreise verpasst, der Sohn in Paris kann ihn keine Papiere besorgen. Auch kann sich Silbermann nicht vorstellen, dass Juden plötzlich nicht mehr Teil der deutschen Bevölkerung sein sollen.
Nach den Überfall auf seine Wohnung irrt er mit der Reichsbahn durch Deutschland, immer auf der Hut vor Entdeckung, immer in Angst um seine Familie und immer fest an seinen Aktenkoffer mit den letzten Barmitteln geklammert. Dabei kommt Otto Silbermann keineswegs wirklich sympathisch rüber. Teilweise verachtet er seine Leidensgenossen, denen er auf der Flucht begegnet. Doch auch nicht alle Deutschen, die er trifft, sind schlechte Menschen.
Das man als Leser weiß, dass die Geschichte genau zu dieser Zeit geschrieben wurde, macht das Gelesen umso beklemmender und eindringlicher.
Ein sehr interessantes und ausführliches Nachwort, in dem auch der kurze Lebensweg des Autors aufzeigt wird, machen das Buch komplett.