Eine Wortmeldung aus der Vergangenheit

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annamichalea Avatar

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Als ich hier nach den neuen Büchern schaute, fiel mir erst das Cover ins Auge. Es hatte etwas von der Szenerie des Films "Der dritte Mann".
Neugierig geworden, las ich die Kurzzusammenfassung. Hörte sich interessant an, aber unterschied sich für mich erst einmal nicht extrem von anderen Romanen über die damalige Zeit.
Dann las ich die Infos über den Autor Ulrich Alexander Boschwitz - und wurde erst interessiert und dann wütend.
Der Roman "Der Reisende" entpuppte sich als Zeitzeugnis eines jungen gebildeten Mannes und das Buch wurde bereits kurz nach Fertigstellung 1939 in England und kurze Zeit später in Frankreich und den USA veröffentlicht.
Als ich es in den Händen hielt und gelesen habe, konnte ich noch weniger verstehen, warum es in Deutschland noch nicht längst veröffentlicht wurde.
Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann flieht quasi innerhalb Deutschlands und in seinen Begegnungen auf den Zugfahrten und Aufenthalten spiegeln sich einerseits die Menschen der damaligen Zeit und ihre Meinung zum und Wissen vom Zeitgeschehen wider ebenso wie die Reaktion und das Verhalten des jüdischen Reisenden die Seite der Verfolgten und ihre Reaktionen bzw Resignation beleuchtet.
Dieser Roman ist durch seine Entstehungsgeschichte auf einer Zeitreise in unserer Gegenwart gelandet.
Mit Interesse habe ich auch das Material zur Geschichte und den Veröffentlichungsversuchen gelesen, vor allem das Engagement Bölls fand ich beeindruckend.
Mir ist leider immer noch klar genug dargestellt, woran eine frühere Veröffentlichung gescheitert ist.
Fazit: Es wurde Zeit, dass das Buch veröffentlich wurde und man darf es nicht in den Regalen lassen. Das wäre doch einmal ein gutes Buch auf der Leseliste von Schulen!