Was macht einen Menschen aus ?

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Der Roman beginnt am Abend der Kristallnacht. Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann hat sich endlich entschlossen, Nazideutschland zusammen mit seiner arischen Ehefrau zu verlassen. Doch er möchte nicht ohne ausreichende Geldmittel seine Flucht beginnen. Aus diesem Grund will er erst die Rückkehr seines Geschäftspartners und Freundes Findler aus Hamburg abwarten, der dort ein Geschäft für ihn abschließen soll, dass eine erhebliche Summe Geldes bringen soll. Und Silbermann will sein Haus verkaufen. Als er mit dem Spekulanten, der sich Silbermanns Notlage bewusst und daraus seinen Vorteil ziehen will, um den Preis feilscht, klingelt es an der Wohnungstür. Um einer Verhaftung zu entgehen, flieht Silbermann und lässt seine Frau zurück. Er irrt durch das nächtliche Berlin, jederzeit mit einer Verhaftung rechnend, hoffend , dass seiner Frau nichts passiert ist. Telefonisch kann er sie nicht erreichen. Ihren Aufenthaltsort kennt er nicht. Da er sich nicht traut in einem Hotel zu übernachten und ihm Zweifel an der Zuverlässigkeit seines Partners Findler kommen, beschließt er ihm nach Hamburg mit der Bahn nachzufahren. Ohne aber mit Findler gesprochen zu haben - dieser ignoriert ihn - kehrt er nach Berlin zurück. Als Silbermann dort Findler zur rede stellt, muss er bitter erfahren, dass sein Freund ihm nur einen Teil seines Geldes aushändigen will. Enttäuscht und voller Zorn lässt Silbermann es geschehen, da er sich als Jude nicht dagegen wehren kann. er beschließt mit dem Zug Richtung belgischer Grenze zu fahren. im Zug fühlt er sich weniger ausgeliefert und vielleicht schafft er es über die Grenze. Die Flucht scheitert und Silbermann fährt ziellos mit der bahn durch Deutschland. Als ihm im Zug sein Bargeld gestohlen wird, verliert er damit seinen letzten Rest an Sicherheit und Selbstvertrauen. Drei Tage nach der Reichskristallnacht ist Silbermann zurück in seiner Wohnung. Doch er ist nur noch eine Hülle. Er beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen, indem er den Diebstahl seines Geldes anzuzeigen, um so in ein Konzentrationslager zu kommen. Die Behörden halten ihn für verrückt und er landet in einer Nervenheilanstalt.
Mich hat die Geschichte stark erschüttert durch die subtile Schilderung der Zerstörung eines Menschen. Die furchtbaren Berichte aus den Konzentrationslagern kennt man, diese sinnlose Zerstörung menschlichen Lebens. Das Buch zeigt sehr eindringlich, dass die Vernichtung schon viel früher beginnt. Nimm einem Menschen seinen Besitz, sein Zuhause, seinen Beruf, isoliere ihn von seinem sozialen Umfeld, erfülle sein tägliches Leben mit Angst und erkläre ihn für vogelfrei. Mit anderen Worten sprich ihm ab, ein Mensch zu sein und du vernichtest ihn. Dies zeigt die Figur des Otto Silbermanns anschaulich und eindrücklich. Und sie zeigt wie erschreckend schnell und leicht es geht und dies mitten im täglichen Leben und nicht irgendwo an einem mystischen Ort des Bösen.