Ein Kribbeln im Nacken

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Dieses Buch hat tatsächlich Risiken und Nebenwirkungen, und zwar nicht wie üblich auf Herz, Hirn, Lachmuskeln oder - wenn es sehr traurig ist - die Augenpartie. Nein, es hinterlässt ein ungutes Gefühl im Nacken und von diesem Gefühl erholte ich mich dank einer brillant erdachten Geschichte in einer wundervoll dargestellten Phantasie-Welt nicht so schnell.

Zum Inhalt: Samu Rabov, Ermittler im Geheimdienst ihrer Majestät von Dunibien, bekommt von seiner Vorgesetzten und ehemaligen Geliebten einen Assistenten zur Seite gestellt, mit dessen Hilfe er mysteriöse Todesfälle und das gehäufte Auftreten von Schlangen aufklären soll. Während dieses Auftrages wird es immer schwieriger, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden und die letztendlich richtigen Entscheidungen für die Bürger und die Regierung von Dunibien zu treffen.

Die Aufmachung: Mal abgesehen von der Schlange, die einem schon fast ins Auge springt, hat mir besonders gut gefallen, dass Gößling dem geneigten Leser vorne und hinten jeweils eine Karte anbietet, damit man sich in Dunibien und seiner Hauptstadt Thora zurechtfindet.

Mein Eindruck: Gößling zaubert ein in jeder Hinsicht phantastisches Nebenuniversum. Dabei gibt er sich nicht nur Mühe mit der Erfindung von passenden Namen und besonderen Eigenschaften seiner Protagonisten, die die beiden konkurrierenden Seelen in ihrer Brust (Lichtich und Dunkeldu) in Einklang zu bringen versuchen. Er erfindet verschiedene Landschaften, unterschiedliche Kulte, eine ganz eigene Pflanzen- und Tierwelt und sogar eine Mode für die Damen Phoras, die ihre Luxuskörper in den heißesten Schuppen Phoras zur Schau stellen wollen.

Die ganze Geschichte von Schlangen, die sich aus der Wirbelsäule herausbrechen, Hexen, Zauberkräften, Gaukler, Schlangengötter und Bestien in der Meerestiefe mutet wie ein sehr gelungener Mix aus James Bond, Geschichten aus 1001 Nacht, Indiana Jones und Harry Potter an - jedoch alle nicht wirklich von dieser Welt.

Fazit: Eine fesselnde Geschichte für Fantasy- und Krimiliebhaber, die gerne einmal in das jeweils andere Genre hineinschnuppern wollen, ohne dem eigenen Lieblingsgebiet untreu zu werden. Das Ganze zusätzlich wunderschön illustriert, - eigentlich also ein Kandidat für die volle Punktzahl. Trotzdem ein Punkt Abzug für das unsägliche Ende! Nicht ein Teilerzählstrang wurde zu Ende gebracht, alles bleibt in der Schwebe. Das empfinde ich schon fast als unverschämt, da noch nichts von einer möglichen Fortsetzung bekannt ist. Ohne diese ist die Geschichte jedoch unfertig.