Doppeldeutige Märchen

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Das Buch „Der Salon der kühnen Frauen“ hat mir erst auf den den zweiten Blick gefallen. Fand ich Klappentext und Leseprobe durchaus interessant, muss ich doch gestehen, dass ich mich mit der Lektüre anfangs mehr als schwer getan habe.
Die Autorin Clare Pollard führt uns in ihrem Roman an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig des XIV. Dieser herrscht in absoluter Maßlosigkeit und hat überall seine Spitzel, um jegliche Art von Kritik im Keim zu ersticken und seine Macht aufrechtzuerhalten. Alle, die auch nur andeuten, dass sie seinen Absolutismus verabscheuen, bezahlen dies mit ihrem Leben. Umso mutiger ist die Adlige Marie d‘Aulnoy, die regelmäßig in ihrem Salon „Märchenabende“ veranstaltet. Verschiedene Adlige tragen Geschichten vor, die nur vordergründig für die Unterhaltung von Kindern erdacht wurden. Die Texte darüber hinaus aber versteckte Kritik am Versailler Hofleben und seiner adligen Gesellschaft.
Obwohl sie das das Leben kosten könnte, versuchen die Teilnehmenden so auf die Ungerrechtigkeiten und die Willkürlichkeit aufmerksam zu machen, denen die meisten von ihnen in ihrem Leben bereits selbst zum Opfer fielen.
Ich finde, allein schon durch die vielen Personen gelingt es bei der Lektüre anfangs sehr schwer, sich in der Geschichte zurechtzufinden. Man muss erst zuordnen, wer welche Lebensgeschichte hat. Ich war da auch wirklich dankbar, dass es ein Personenverzeichnis gibt. Zum Schluss hin, wo sich dann einige Fäden noch entwirren, hat mir der Roman dann richtig gut gefallen. Wenn man ein zweites Mal über die vorgetragenen Märchen nachdenkt, wird einem im Nachhinein noch so manches klar.
Was ich für mich allerdings problematisch fand, war die teilweise vulgäre Wortwahl. Ich denke, dass eine gewisse Grobheit aber durchaus auch für den Hof des Sonnenkönigs typisch war.
Die Personen waren für mich überzeugend gezeichnet. Besonders sympathisch war mir Charles Perrault.
Die Covergestaltung ist gut gemacht und auch die Länge des Buches passte für mich.
Der Roman ist sicherlich keine leichte Lektüre. Wenn man sich aber einmal auf ihn eingelassen hat, kann man sich gut einfinden und erhält einige Anregungen zum Nachdenken.