Nacht zwischen Fremden
Tamar Noorts *Der Schlaf der Anderen* hat mich mit seinem poetischen Schreibstil sofort in den Bann gezogen. Schon die ersten Sätze über den Schlaf als „kleinen Bruder des Todes“ sind so kraftvoll und bildreich, dass man unweigerlich innehält. Noort gelingt es, existenzielle Erschöpfung und das unaufhörliche Ringen mit dem Alltag in eine Sprache zu fassen, die zugleich scharf beobachtet und voller leiser Poesie ist. Das Setting des Schlaflabors – nüchtern, fast klinisch – bildet einen spannenden Kontrast zur inneren Aufgewühltheit der Figuren. Besonders die Figur der Janis, die als Nachtwache arbeitet, wirkt tiefgründig und gebrochen, ohne je ins Klischee abzurutschen. Ihre Begegnung mit der rätselhaften Sina Jott hat etwas Intimes, fast Magisches. Mich hat vor allem beeindruckt, wie sehr man in wenigen Seiten das Gefühl bekommt, an etwas ganz Persönlichem, fast Heiligem teilzuhaben: dem Kampf um Ruhe, Würde und Zugehörigkeit. Dieses Buch verspricht nicht nur eine berührende Geschichte, sondern auch große literarische Qualität.