Freundschaft und Sinnsuche in der Mitte des Lebens

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stephi19 Avatar

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"Der Schlaf der Anderen" von Tamar Noort handelt von zwei Frauen: Janis, die Nachtwache, und Sina, die Patientin im Schlaflabor ist. Janis wirkt müde, pflichtbewusst und doch teilnahmslos, Sina kämpft sich durch ihr Leben. Einsamkeit verbindet sie.

Noort erzählt von Sinas beengtem bürgerlichen Leben als Kunstlehrerin, Mutter und Ehefrau. Der fehlende Schlaf hat sie zum Gast in ihrer Welt gemacht, zur Außenseiterin. Auch Janis fühlt sich als Außenseiterin. Sie begegnen einander im Schlaflabor, wo Janis als Nachtwache arbeitet. Es entwickelt sich eine Freundschaft - trotz begangener Grenzüberschreitungen und mit absurder Komik erzählt -, die zum Ausgangspunkt von Veränderungen im Leben der Frauen wird. Sina verliert langsam die Kontrolle über ihr geordnetes Leben und erinnert sich daran, wer sie einmal war. So auch Janis. Eine Frage in der Mitte des Lebens: Sind wir zufrieden? Wer sind wir und wer wollen wir sein?

Noort berichtet aus den Perspektiven der Frauen mit einer sprachlichen Dringlichkeit, die beengend wirkt und ausweglos erscheint. Sie legt den Fokus insbesondere auf das (authentische) Erleben von Sina, was es für die Leser*in einfach macht, sich mit ihr zu identifizieren.

Das Lesen des Romans wirft die Frage auf, welchen Stellenwert Freundschaften in unserem Leben haben.

Der Roman ist spannend erzählt, hat mich gefesselt und zum Nachdenken angeregt, ich empfehle ihn. Er erinnert mich an "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung", vielleicht aufgrund der Thematik des Schlafens, vielleicht aufgrund des außergewöhnlichen Leseerlebnisses.